Mit kleinem Makel, Kommentar zur Dax-Reform von Christopher Kalbhenn
Frankfurt (ots)
Die wohl bedeutendste Veränderung in der Geschichte der Dax-Indexfamilie ist perfekt. Mit einer Ausnahme wird die Deutsche Börse ihre im Rahmen des Marktkonsultationsverfahrens zur Diskussion gestellten Vorschläge umsetzen. In mehreren Schritten bis zum September 2021 wird es zu einschneidenden Änderungen in den Regeln und der Gestalt der Dax-Indizes kommen, darunter die Vergrößerung des Dax, die Streichung des Ranglistenkriteriums Börsenumsatz und erhöhte Qualitätsanforderungen an die Indexunternehmen.
In mehrfacher Hinsicht führt die Reform, die weit über die aus dem Wirecard-Skandal zu ziehenden Konsequenzen hinausgeht, zu Verbesserungen. Neben der Erhöhung der Qualitätsanforderungen an die Emittenten werden die Regeln klarer sowie Indexumbesetzungsentscheidungen vorherseh- und nachvollziehbarer. Außerdem wird eine stärkere Annäherung an international übliche Standards erreicht.
Positiv zu werten ist auch die rege Teilnahme der Marktteilnehmer und deren insgesamt große Zustimmung zu den Anregungen der Deutschen Börse. Vor diesem Hintergrund ist es zu begrüßen, dass sie die von vielen Marktteilnehmern geäußerten Bedenken gegen die Einführung des ESG-Kriteriums kontroverse Waffen für den Indexausschluss zu Herzen genommen und darauf verzichtet hat. Wie die Resonanz gezeigt hat, forderten viele Akteure eine klare Trennung von Markt- und ESG-Indizes und sprachen sich dafür aus, Nachhaltigkeitsregeln stattdessen in dezidierten Indizes anzuwenden. Anderen geht der Vorschlag nicht weit genug, sie sprachen sich für die Anwendung weiterer ESG-Ausschlüsse aus. Airbus wird der Verzicht freuen, weil diese Sperre für den Dax-Aufstieg der Aktie nun vom Tisch ist.
Die Vergrößerung des Dax wird auch die übrigen Emittenten, die nun Aussichten auf einen Platz im Standardwerteindex haben, freuen. Das Marktbarometer wird außerdem ein wenig diversifizierter aufgestellt sein und einen noch größeren Teil des deutschen Aktienmarktes abbilden. Doch es bleibt ein kleiner Makel. Denn der Umbau geht zu Lasten des von 50 auf 60 Titel schrumpfenden MDax. Dieser verliert einen erheblichen Teil seiner Marktkapitalisierung und wird entwertet. Etwas übertrieben ausgedrückt wird es ab dem September 2021 zwei Small-Cap-Indizes unterhalb des Dax geben. Das sollte, wie etwa vom Deutschen Aktieninstitut angeregt, Anlass sein, über eine Nachbesserung in der Nebenwerteindexlandschaft zu diskutieren.
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