Fort mit Schaden, Kommentar zum Finanzinvestor Cerberus von Bernd Neubacher
Frankfurt (ots)
Flexibilität hat sich Cerberus als eines von fünf Prinzipien auf die Fahnen geschrieben. Wendigkeit beweist die US-Beteiligungsgesellschaft mit ihrem Einstieg in den Ausstieg aus den Engagements bei Commerzbank und Deutscher Bank in der Tat. Mitte September, wenige Tage vor der Bundestagswahl, war ja noch gestreut worden, Cerberus-Deutschlandchef David Knower habe sich "in vertraulichen Gesprächen" bereit gezeigt, unter der neuen Bundesregierung einen Erwerb des Staatsanteils an der Commerzbank zu prüfen.
Wer immer dies in die Welt setzte: Zum Schaden von Cerberus war es nicht - Commerzbank-Aktien haben seither um knapp 50 Prozent zugelegt. Die Verluste des Finanzinvestors kann diese Hausse indes allenfalls eingrenzen. Fort mit Schaden, lautet das Motto. Aus den ersten Verkäufen in der Nacht zum Dienstag dürfte ein Minus zwischen 150 Mill. und 170 Mill. Euro resultieren. Beide Anteilspakete sind Reuters zufolge 450 Mill. Euro weniger wert als zum Zeitpunkt des Einstiegs vor vier Jahren - in denen mancher Cerberus-Kunde angesichts eines Booms von Private Equity die Frage aufgeworfen haben dürfte, ob die laut Presse "größte Macht im deutschen Bankensektor" mit ihren Wetten denn richtigliege.
Man darf halt nicht alles glauben, was, zumal im Wahlkampf, so die Runde macht. Nur weil sich die FDP für einen Rückzug des Bundes aus der Commerzbank starkgemacht hat, wird Finanzminister Christian Lindner nach Amtsantritt nicht gleich milliardenschwere Buchverluste realisieren wollen. Sein Vorgänger, auf den dies auch zurückfiele, ist schließlich Bundeskanzler. Das Kalkül von Cerberus, bei einer Fusion der Großbanken Kostensynergien zu heben und lukrative Restrukturierungsmandate zu akquirieren, hatte sich schon zerschlagen, als die Häuser 2019 entsprechende Pläne ad acta legten.
Aus Berliner Sicht sieht die Rechnung deutlich günstiger aus. Immerhin war das Engagement des US-Finanzinvestors dazu gut, im vorvergangenen Jahr eine Revolte der Commerzbank-Aktionäre anzuführen und eine Führung zu installieren, die das Haus entschlossener saniert. Nein, als Gütesiegel für Deutschlands Bankensektor muss man es nicht werten, wenn ein erfahrener Finanzinvestor dort die Waffen streckt. Man kann es auch bloß als Beispiel einer missglückten Wette betrachten. An deren Ende steht die gern geschmähte Bundespolitik zumindest nicht dümmer da als ein 55 Mrd. Dollar schwerer Finanzinvestor, der für sich in Anspruch nimmt, "einen Vorteil für seine Anleger und Geschäftspartner weltweit herauszuarbeiten".
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