Wie ernst meint es die Fed?, Marktkommentar von Kai Johannsen
Frankfurt (ots)
Meint die Fed es ernst? Und vor allem: Wenn die US-Währungshüter es ernst meinen - können sie den angekündigten Kurs in der Geldpolitik nicht zuletzt aufgrund von eintretenden Marktwirkungen überhaupt in den kommenden Monaten bzw. ein bis zwei Jahren durchhalten? Mit diesen Fragen setzen sich Akteure an den Finanzmärkten nach der jüngsten Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses vom vorigen Mittwoch auseinander.
In Anbetracht einer hohen Inflationsrate strebt die Fed nun zügig einen strafferen Kurs in der Geldpolitik an, d.h. sie will den Leitzins von den historischen Tiefs wegbewegen. Zudem will sie die über enorme Bondkäufe aufgepumpte Zentralbankbilanz abmagern. Die Fed erklärte nach der geldpolitischen Sitzung, eine Erhöhung der Zinsen sei jetzt bald angebracht. Laut Notenbankchef Jerome Powell sind die US-Währungshüter bereit, eine Straffung im März vorzunehmen, wenn die Bedingungen diesen Schritt erforderlich machen. Im Laufe des Jahres dürften weitere Zinsanpassungen nach oben folgen. Es gibt laut Powell ziemlich viel Spielraum zur Straffung, ohne die Erholung am Arbeitsmarkt dabei in Gefahr zu bringen. Auf der jüngsten Sitzung ließen die US-Notenbanker Schlüsselsatz noch unverändert in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Die Fed will im März auch den Bondkäufen ein Ende setzen.
Sogar 50 Basispunkte?
Viele Marktteilnehmer erwarten im März eine Leitzinsanhebung um einen Viertelprozentpunkt. Das ist der Marktkonsens. Vereinzelt wird im Handel aber auch mit einer stärkeren Straffung gerechnet, sollte die Teuerung in den USA stärker anziehen. Die US-Notenbank ist derzeit mit dem stärksten Preisauftrieb seit dem Beginn der achtziger Jahre konfrontiert. Mit einem Anstieg des Preisniveaus von 7 Prozent liegt die Teuerung sehr weit über dem selbst gesteckten Ziel der Fed von 2 Prozent. Die Covid-19-Krise sorgt für einen Engpass bei vielen Materialien und Vorprodukten, zudem treiben die Energiepreise die Teuerung erheblich an. Mancher Volkswirt schließt es deshalb nicht aus, dass die Fed sogar um 50 Basispunkten erhöht. Eine solch starke Straffung gab es zuletzt im Mai des Jahres 2000.
Es gibt im Markt nun durchaus Stimmen, die zumindest mal andeuten, dass die Fed nicht einfach einen Durchmarsch in Sachen Straffung hinlegen wird. Die Fed-Pressekonferenz beschleunigte die Verflachung der US-Treasury-Kurve. Powell deutete an, dass ein aggressiveres Vorgehen erforderlich sein könnte, und bekräftigte, dass der Leitzins das "primäre Mittel" zur Anpassung der Geldpolitik bleibt, halten die Zinsstrategen der Commerzbank fest. Mit dieser Pressekonferenz sei das Risiko gestiegen, dass die Fed mehr als viermal dieses Jahr die Zinsen erhöhe, was inzwischen vollständig bis November eingepreist sei. Sie führen aber weiter aus: "Die Fed sollte jedoch bedacht sein, den Abverkauf bei Aktien und die Kurvenverflachung nicht noch stärker anzuheizen, da die Kurve bereits viel flacher ist als zu Beginn der vergangenen Zinserhöhungen. Eine schnellere Bilanzreduzierung bleibt ein Risiko, und Powell räumte ein, dass dies ein 'relativ neues' Instrument sei, mit dem die Fed nur begrenzte Erfahrung habe. In Anbetracht der enorm gestiegenen Verschuldung und der Anfälligkeit von Aktien gegenüber steigenden Realrenditen dürfte der Renditeanstieg jedoch gebremst werden", so die Experten der Commerzbank. Schließlich müsse die Fed darauf achten, dass es nicht zu einer abrupten Verschlechterung der allgemeinen Finanzbedingungen komme. Recht haben sie. Das wird der Fed vermutlich schnell die Hände binden.
Und auch die Experten des Anleihegiganten Pimco sind vorsichtig und meinen, dass das Ende der Fahnenstange schneller erreicht werden könnte als in früheren Zinszyklen. Man geht nun davon aus, dass der Leitzins im März angehoben und damit eine Serie von vier Zinserhöhungen im Jahr 2022 eingeleitet wird. Dann fahren sie aber fort: "Obwohl der kurzfristige Zinspfad der Fed auf eine frühere und schnellere Anhebung als Reaktion auf Inflationsrisiken hindeutet, erwarten wir weiterhin, dass ein immer noch niedriger neutraler Zinssatz, eine größere Zentralbankbilanz und ein allgemein höherer gesamtwirtschaftlicher Schuldenstand das Endniveau dieses Zinserhöhungszyklus auf oder sogar unter dem im Jahr 2018 erreichten Niveau - also in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent halten wird", sagt Tiffany Wilding, US-Ökonomin bei Pimco. Demzufolge könnte im Markt in Sachen Straffung derzeit vielleicht ein bisschen viel Optimismus vorhanden sein.
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