Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Vorteil Berlin, Kommentar zu Fintech von Anna Sleegers

Frankfurt (ots)

Du bist verrückt, mein Kind, Du musst nach Berlin, heißt es in einem Gassenhauer, der bisweilen fälschlicherweise dem österreichischen Komponisten Franz von Suppè zugeschrieben wird. Den Drang nach Berlin verspürt auch die Deutsche Bank, der aus dem russischen Überfall auf die Ukraine die Notwendigkeit erwachsen ist, einen neuen Standort zu finden für die bislang in Moskau angesiedelten IT-Experten­. Den Umzug an den Main mag man den kreativen Köpfen aus einer der gesuchtesten Branchen offenbar nicht zumuten - auch wenn es der hessischen Landesregierung und anderen Förderern des Finanzplatzes gewiss besser gefallen hätte.

Ob die Entscheidung, rund 1 000 Arbeitsplätze in Berlin statt in der Bankenmetropole anzusiedeln, buchstäblich mit Verrücktheit zu tun hat, darf bezweifelt werden. Naheliegender ist es, dass die Deutsche Bank auf die geografische wie auch kulturelle Nähe zwischen Moskau und Berlin gesetzt hat. Beiden Städten muss kein Attribut vorangestellt werden, um als Metropole durchzugehen. Wer sich die Mühe macht, Visa für russische IT-Fachleute zu beantragen, wird kaum riskieren wollen, dass diese bei nächster Gelegenheit wieder von der Stange gehen, um wieder Hauptstadtluft zu atmen.

Ein weiteres Argument für die Standortwahl dürfte sich aus einem Umstand ergeben, der auf die zweite Zeile des Hauptstadtschlagers verweist: Wo die Verrückten sind, dort gehörst Du hin. Tatsächlich gibt es nirgendwo in Deutschland so viele Fintechs wie in Berlin. Dabei sind die Zeiten, in denen es die billigen Mieten und der Faktor Nachtleben waren, die Gründerinnen und Gründer anlockten, längst vorbei. Inzwischen sind die Größe und die Vielfalt der Szene zum ausschlaggebenden Kriterium geworden.

Neben der größten Einhornherde beherbergt die Hauptstadt mit der Technischen Universität Berlin auch eine der gründungsstärksten Hochschulen Deutschlands. Nicht jedes Spin-off, das sich mit Unterstützung des Centre for Entrepreneurship an den Markt wagt, schreibt Erfolgsgeschichte. Der Berliner Standortförderung jedoch, die sich wohl auch infolge des historisch bedingten Mangels an privatwirtschaftlichen Unternehmen bereits in den frühen 1980er Jahren auf Gründer konzentrierte, kann man den Erfolg kaum absprechen. An Leuten mit frischen Ideen, Abstand zum herkömmlichen Bankgeschäft und auch dem Mut zum Scheitern herrscht kein Mangel. Ein optimales Umfeld für einen Koloss wie die Deutsche Bank, der sich neu erfinden will.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069-2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 03.06.2022 – 19:25

    Rezessionssorgen nehmen zu, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Nun ist sie da: die Acht vor dem Komma. In der gerade abgelaufenen Woche ist die Inflationsrate für die Eurozone bekannt gegeben worden. Im Schnitt dürfen die Verbraucher für ihren Warenkorb nun 8 % mehr ausgeben als vor Jahresfrist. Treiber dieser Teuerung sind sicher noch pandemiebedingte Faktoren, aber in erster Linie nun der Ukraine-Krieg und die damit im Zusammenhang stehenden Energie- und ...

  • 02.06.2022 – 19:50

    Zeitenwende, Kommentar zu Meta von Heidi Rohde

    Frankfurt (ots) - Der Abschied von Sheryl Sandberg ist für "Facebook" zweifellos eine Zäsur, die nicht ohne Grund kurze Zeit nach dem Aufbruch ins sogenannte Metaversum kommt, den das weltgrößte soziale Netzwerk auch mit einer entsprechenden Namensänderung verbunden hat. Die Managerin, die als eine der profiliertesten Frauen in Führungspositionen im Silicon Valley gilt, hat nicht nur über 14 Jahre die operative ...

  • 01.06.2022 – 20:30

    Umsteuern tut not, Kommentar zur DWS von Wolf Brandes

    Frankfurt (ots) - Es ist erstaunlich, wo bei der DWS überall Nachhaltigkeit draufsteht. Der 66 Jahre alte Fondsklassiker DWS Investa, der in Blue Chips anlegt, heißt seit vier Jahren DWS ESG Investa. ESG steht für eine Beachtung von Umwelt-, sozialen und Governance-Kriterien. Die Zahl der Anlageprodukte bei der Tochter der Deutschen Bank ist mittlerweile stark angewachsen, tippt man auf der Homepage ESG ein, bekommt ...