Börsen-Zeitung: Europäer essen hartes Brot, Kommentar zum UBS-Halbjahresergebnis von Daniel Zulauf
Frankfurt (ots)
Europäische Banken essen in Amerika ein hartes Brot. Dies zeigt sich allein an der Tatsache, dass es bislang keiner Großbank des alten Kontinents gelungen ist, die Platzhirsche im amerikanischen Investment Banking aus der Reserve zu locken. Merrill Lynch, Goldman Sachs, Morgan Stanley und andere eingesessene Wall-Street-Häuser halten im lukrativen Finanzierungs- und Beratungsgeschäft mit amerikanischen und internationalen Großkunden zahlreiche Trümpfe in der Hand. Einzig die UBS ist in den vergangenen Jahren näher an diese Banken herangekommen. Stolz verweist Konzernchef Peter Wuffli darauf, dass die UBS in den USA einen Marktanteil von 5% errungen hat.
Die Schweizer sind in Amerika kein Nobody, doch ebenso wenig zählen sie dort zu den ersten Adressen. Um endlich dahin zu gelangen, scheuen sie keinen Aufwand. Auf dem Rücken von Paine Webber haben wir in den letzten Jahren jährlich einige 100 Mill. Dollar in das amerikanische Investment Banking investiert, erzählte Wuffli gestern auf der Halbjahrespressekonferenz seiner Bank. Vor etwa sechs bis neun Monaten haben wir die kritische Größe erreicht, frohlockte er.
Ob das Erreichen der kritischen Größe in Anbetracht des großen finanziellen Aufwandes bereits ein Grund zum Feiern ist, sei dahingestellt. Tatsache ist jedoch, dass selbst die extrem kapitalkräftige UBS Jahre brauchte, um wenigstens an diesen Punkt zu gelangen. Weshalb tun sich europäische Banker in Übersee eigentlich so schwer?
Gemäß Wuffli spielt in dem Geschäft ein gewisser Trägheitsfaktor mit. US-Unternehmen, die mit der bisherigen Beratungsleistung ihrer Investmentbank zufrieden gewesen seien, täten sich mit einem Wechsel schwer. Darüber hinaus, und das ist vielleicht der Knackpunkt, sieht Wuffli ein psychologisches Hindernis: Die Amerikaner unterscheiden klar zwischen ausländischen und inländischen Banken. Selbst Profis haben große Mühe, sich vorzustellen, dass ein US-Aktienportefeuille bei einer ausländisch beherrschten Bank in ebenso guten Händen liegen könnte wie bei einer US-Bank. Die Differenzierung zwischen Amerikanern und Nichtamerikanern zeige sich auch in der Berichterstattung des Wall Street Journal, meint Wuffli.
Die UBS lässt sich durch diesen Chauvinismus nicht einschüchtern. Kraft ihrer großen finanziellen Ressourcen hat sie sich als vollwertige Konkurrentin zu den lokalen Platzhirschen positioniert. Jetzt braucht sie nur noch die ihr gebührende Anerkennung der Marktteilnehmer. Die Schweizer hoffen, dass die Amerikaner ihre Haltung überwinden und in ihrem schmucken Laden bald ebenso fleißig einkaufen wie bei der US-Konkurrenz.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung
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