Börsen-Zeitung: WGZ-Bank im Abseits, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Aussetzung der Fusionssondierungen von DZBank und WGZ-Bank
Frankfurt (ots)
Es wäre ein Wunder gewesen, hätten die Kreditgenossen eine strategische Weiterentwicklung einmal ohne Theaterdonner bewerkstelligt. Aber Wunder sind selten. Und die Genossen pflegen besonders gerne ihre ausgeprägte Streitkultur. Die WGZ-Bank hat die Tür mit in Frankfurt nicht zu überhörendem Knall zugeschlagen, aber vorsorglich ein Schild Offen drangehängt: Sondierungen zur Fusion der genossenschaftlichen Zentralinstitute ausgesetzt. Die DZBank nimmt zur Kenntnis und bedauert. Wiedervorlage, darüber immerhin sind sich beide Seiten einig, 2005. Die gute Nachricht: Über die Feiertage können die Antipoden entspannen und müssen sich nicht womöglich gar am Heiligen Abend mit Bewertungsverhältnissen oder juristischen und steuerlichen Fusionsdetails herumplagen.
Bei wirtschaftlicher Betrachtung kann es kein Vertun geben. Die Synergien einer Kräftebündelung im Oberbau würden dem Finanzverbund einen kleinen dreistelligen Millionenbetrag bescheren. Dagegen steht die politische Dimension. Aus Düsseldorfer Sicht mangelt es den Volksbanken an Einfluss und Kontrolle angesichts der permanent ausgelebten Basisdemokratie kaum nachvollziehbar. Dann gibt es noch den schon eher verständlichen regionalen Aspekt: Bei einer Fusion drohen die tieferen Einschnitte in Nordrhein-Westfalen. Das gilt freilich unabhängig von der Struktur.
WGZ-Bank-Chef Werner Böhnke hat übertaktiert, indem er mit Rückendeckung seiner Basis die von ihm schon das war eine Verkennung der Gewichtsverhältnisse ausgesprochene Einladung zu Gesprächen mit der Forderung nach Etablierung einer neuen Strategieholding befrachtete: von vornherein die Sollbruchstelle. Niemand im Markt hat eine so komplizierte Struktur, nicht wenige haben sie geprüft und verworfen. Nun ist die Untauglichkeit durch externe Gutachter attestiert (vgl. BZ vom 16. Dezember). Dass die von der DZBank in Auftrag gegebene Studie an die Öffentlichkeit gelangte, sollten indes gerade die Düsseldorfer nicht anprangern. Sie hatten damit angefangen, mit ihren Partnern über die Presse zu kommunizieren.
Zurzeit bestehe keine Not zu fusionieren, heißt es bei der WGZ-Bank. Kann aber noch kommen: etwa wenn die dortige Basis Reserven realisieren möchte oder wenn sich ein eigenes Zentralinstitut wegen der sinkenden Zahl der Ortsbanken irgendwann nicht mehr rechnet. Spätestens dann wird Böhnke die WGZ-Bank aus dem strategischen Abseits befreien müssen, in das er sie mit seiner Idee von der Strategieholding hineinmanövriert hat. Sein realistisches Ziel kann nur sein, in Nordrhein-Westfalen größtmögliche Präsenz, Kompetenz und nicht zuletzt Beschäftigung zu erhalten.
(Börsen-Zeitung, 21.12.2004)
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