Börsen-Zeitung: Katalysator für Wettbewerb, Kommentar zur allgegenwärtigen Förderbank KfW von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
Was haben Entwicklungshilfe und Exportförderung, Innovationsfinanzierung und die Initiative Finanzstandort Deutschland, Modernisierung von Wohnungen und Mezzanine, Private Equity und Privatisierung, True Sales und Tsunami-Hilfsmaßnahmen gemeinsam? Die KfW ist allweil dabei. In der deutschen Wirtschaft und weit darüber hinaus, denn das Institut will weltweit etwas bewegen, scheint fast nichts ohne die von Bund und Ländern getragene Bankengruppe zu gehen. Der Finanzkonzern mit dem, wie Vorstandssprecher Hans Reich einmal tiefstapelte, sehr eng umschriebenen Aufgabenbereich ist in Wahrheit längst ubiquitär.
Manch privatem Geldhaus, aber auch anderen Mitgliedern des öffentlich-rechtlichen Teils der Branche und nicht zuletzt den Apologeten der reinen ordnungspolitischen Lehre wird Angst und Bange ob dieses Vormarschs. Wo bleibt denn da die Marktwirtschaft? Zumal sich die KfW neuerdings nicht nur anschickt, eine Fabrik für standardisierte Kleinkredite an Mittelständler aufzubauen, sondern obendrein dabei ist, sich nach allen möglichen anderen Kapitalien auch noch des Humankapitals zu bemächtigen und damit tief ins soziale Leben einzudringen: Finanzierung von Studenten! Wenn das so weitergeht, wird sich die allgegenwärtige Förderbank am Ende noch aktiv in die Steigerung der unbefriedigenden deutschen Geburtenrate einschalten, um auch dieses gesellschaftliche Problem tatkräftig zu lösen.
Spaß beiseite: Wirtschaftsliberales Bauchweh angesichts des durchaus offensiv ausgeweiteten Aufgabenspektrums einer Staatsbank (eine solche zu sein, ist übrigens nicht von vornherein strafbar) kann man ja begrenzt nachempfinden. Aber die Expansion der KfW auf neue Felder wäre gleiche Bedingungen für alle Akteure vorausgesetzt schlicht undenkbar, stünden am Markt jeweils adäquate Angebote zur Verfügung. Der Frankfurter Bankengruppe ist zu attestieren, dass sie entsprechende Defizite regelmäßig früh und treffsicher erkennt, die Themen entschlossen besetzt und zügig eigene Lösungen erarbeitet oder die Entwicklung von Branchenkonzepten anstößt und moderiert. Im Idealfall entsteht gerade auf diese Weise ein Markt, wo dieser zuvor aus unterschiedlichen Gründen versagte und geeignete Angebote fehlten. Insofern kann die Abkürzung KfW häufig auch für Katalysator für Wettbewerb stehen. Daran gibt es nichts herumzukritteln.
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell