Börsen-Zeitung: Imageschaden für alle, Kommentar von Peter Roller zu den erneuten Qualitätsproblemen bei Bosch
Frankfurt (ots)
Schon wieder hat Bosch Qualitätsprobleme mit einem Zulieferteil. Man kann es drehen, wie man will, das Ansehen des schwäbischen Vorzeigeunternehmens ist ramponiert. Zwar stammen sowohl die fehlerhaften Lagerbuchsen für die Einspritzpumpen als auch das beanstandete Teil an den Bremskraftverstärkern von Zulieferern, aber Bosch-Chef Franz Fehrenbach wie auch DaimlerChrysler-Chef Jürgen E. Schrempp betonen, dass die Verantwortung gegenüber den Kunden beim eigenen Unternehmen liegt.
Das hilft diesen aber nur insoweit, als sie eine Adresse haben, bei der sie Regress anmelden können. Im Fall der Dieseleinspritzpumpen, die vor allem bei BMW und Mercedes-Benz zu Produktionsstopps, Auslieferungsverzögerungen und Rückrufaktionen geführt haben, wird in der Branche von ca. 200 Mill. Euro gesprochen.
Die Schadenersatzforderungen wird Bosch zumindest zum Teil an seine Vorlieferanten weiterreichen, doch der Imageschaden dürfte noch lange nachhängen. Dies gilt auch für die betroffenen Automobilhersteller. Dem Kunden ist es letztlich egal, welcher Herstellername auf der Einspritzpumpe seines Diesels steht. Wenn er Probleme mit seinem BMW oder Mercedes hat, entlädt sich sein Zorn auf das Automobilunternehmen.
Die jüngsten Geschehnisse werfen wieder einmal ein Schlaglicht auf die durchaus zwiespältigen Entwicklungen in der Branche. Die Automobilhersteller haben in den zurückliegenden Jahren ihre Fertigungstiefe immer weiter verringert, die einstige traditionelle Arbeitsteilung zwischen ihnen und den Zulieferern hat sich grundlegend verändert. Heute müssen Zulieferer in wesentlichen Teilen die Verantwortung und Entwicklungsinitiative für ganze Systeme oder Module übernehmen. Gleichzeitig sehen sie sich durch die ihrerseits einem immensen Wettbewerbsdruck unterliegenden Hersteller einem gnadenlosen Preisdruck ausgesetzt.
Das zwingt die Zulieferer, auch bei den Fertigungskosten zu sparen oder die Testphasen zu verkürzen. Dass das fehlerhafte Dieselpumpenteil aus dem Niedriglohnland Tschechien stammt, mag Zufall sein. Aber dass die Zulieferer mit ihren Erzeugnissen immer billiger werden sollen, damit die Autohersteller damit werben können, dass ihre Fahrzeuge immer besser, aber kaum teurer werden, rächt sich eben dann und wann.
(Börsen-Zeitung, 12.2.2005)
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