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Börsen-Zeitung: Überraschend klare Worte, Kommentar zum Ergebnissprung bei der Deutschen Lufthansa von Lisa Schmelzer

Frankfurt (ots)

Lufthansa ist immer für eine Überraschung gut.
Am Mittwoch überraschte weniger die erste Hochrechnung für das
operative Ergebnis 2005 von „um“ 550 Mill. Euro als vielmehr die
Präzision der Aussage. Denn für gewöhnlich flüchten sich die
Lufthanseaten gerne in wolkige Umschreibungen wie „deutlich über“,
„rund“ oder „mindestens“. Klare Antworten zu Fragen nach der
erwarteten Ergebnisentwicklung bleibt der Lufthansa-Vorstand meistens
schuldig.
Diese Zurückhaltung ist einerseits verständlich. Denn keine
Branche wurde in den vergangenen Jahren von so großen Unsicherheiten
belastet wie die Luftfahrt. Terror- und Seuchengefahr,
Naturkatastrophen und hoher Ölpreis treffen in ihren Folgen immer vor
allem Airlines und Touristikunternehmen.
Allerdings hat Lufthansa mit ihrer Zurückhaltung den Bogen in der
Vergangenheit häufig überspannt. Nicht nur, dass Prognosen stets in
nebulöse Formulierungen gekleidet werden. Auch bei eigentlich
kommunikationsintensiven „Events“ wie der Kapitalerhöhung vor
eineinhalb Jahren lassen die Airline-Verantwortlichen klare Aussagen
vermissen. Die damals vorgetragenen Motive für die Kapitalmaßnahme
überzeugten nicht. Kein Wunder also, dass der Markt verunsichert
reagierte.
Läutet Lufthansa mit der gestern verschickten Ad-hoc-Meldung und
dem kürzlich vermeldeten Wechsel an der IR-Spitze Zeiten neuer
Offenheit ein, ist das die eigentliche gute Nachricht. Die neue
Ergebnisguidance an sich liefert dagegen keinen Grund zur Euphorie.
Zum einen gehen die Analysten-Schätzungen schon lange von einem
operativen Ergebnis von deutlich über 500 Mill. Euro aus. Zum anderen
würde Lufthansa selbst mit 550 Mill. Euro im Gesamtjahr ein deutlich
schwächeres viertes Quartal abliefern als in den beiden Vorjahren.
Dies könnte durchaus ein Menetekel für 2006 sein – denn an den
Belastungsfaktoren hoher Ölpreise und scharfer Wettbewerb hat sich
nichts geändert. Die Möglichkeiten, über eine weitere Erhöhung der
Treibstoffzuschläge den Kerosinkosten die Spitze zu nehmen, sind
begrenzt. Nach einer Treibstoffrechnung von geschätzten 2,5 Mrd. Euro
2005 kalkuliert Lufthansa für 2006 mit 3,2 bis 3,5 Mrd. Euro.
Deutliche Worte darüber, wo der Hebel angesetzt werden soll, um diese
Belastungen auszugleichen, könnten vor diesem Hintergrund nicht
schaden.

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