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Boersen-Zeitung: Merls Gegenentwurf, Kommentar von Bernd Wittkowski zu Neustrukturierungsplänen bei den Landesbanken

Frankfurt (ots)

Thomas Fischer sorgt in der Sparkassengruppe mal
wieder für Erheiterung. Eine "Koalition der Willigen" will der Chef 
der WestLB formieren, um eine Verdichtung unter den Landesbanken 
herbeizuführen. Die Düsseldorfer, strategisch zwischen Baum und 
Borke, hätten es wohl mit am nötigsten. Doch was die vom Präsidenten 
der öffentlichen Banken ins Spiel gebrachten Erwartungen bezüglich 
einer Neustrukturierung der Szene angeht, darf man den Ball getrost 
flach halten. Die kleine und angeschlagene SachsenLB mag Fischer ja 
bekommen. Aber ansonsten könnte es ihm als Gestalter der 
Landesbankenlandschaft ähnlich ergehen wie gelegentlich als 
Teilnehmer von Gremiensitzungen des Verbundes: die Plätze neben ihm 
bleiben leer.
Die Helaba hat auf Fischers Einladung und seine eine Spur zu stark
aufgepustete Eloge (Kostprobe: die Helaba, "eine bedeutende 
Landesbank mit modernen Eigentümern") prompt und kühl geantwortet: 
Das hessisch-thüringische Sparkassen-Spitzeninstitut steht für 
Fischers Koalition nicht zur Verfügung. Eine veritable Abfuhr. Die 
ablehnende Haltung der Eigentümer beispielsweise auch der HSH 
Nordbank zu einschlägigen Sandkastenspielen ist hinreichend bekannt. 
Zu dem Dauerthema wird einfach allzu viel geredet und allzu selten 
gehandelt - Ausnahmen wie zuletzt im Fall der Übernahme der 
Landesbank Rheinland-Pfalz durch die LBBW bestätigen diese seit den 
achtziger Jahren vertraute Regel.
Helaba-Chef Günther Merls Gegenentwurf zu Fischer heißt "Koalition
der Tüchtigen". Die schreiten auf eigenständigen Wegen voran. Wenn 
die Frankfurter und Erfurter weitermachen, wie es ihnen 2005 gelungen
ist, kann dieser Weg auch für eine Landesbank dieser mittleren 
Größenordnung zielführend sein. Bei den Erfolgskennziffern 
Cost-Income-Ratio und Eigenkapitalrentabilität hat die Helaba als 
Einzelinstitut einen beachtlichen Sprung geschafft und liegt - wohl 
auch zur eigenen Überraschung - nun schon im bzw. ganz nahe am 
mittelfristigen Zielkorridor. Auf Konzernebene werden die Zahlen nur 
durch die Frankfurter Sparkasse hinuntergezogen, die aber immerhin 
die Kurve gekriegt hat im Sinne erfolgreicher Stabilisierung und 
Restrukturierung. Die strategische Aufstellung der Helaba stimmt, und
die hessisch-thüringische Verbundzusammenarbeit gilt als vorbildlich.
So kann es klappen mit dem eigenen Weg der "Unwilligen".
(Börsen-Zeitung, 12.4.2006)

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