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Boersen-Zeitung: Äpfel, Birnen und Banken, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Quartalsergebnis der Commerzbank

Frankfurt (ots)

Chapeau, Commerzbank! Jetzt ist es sozusagen
amtlich: Die bisher "kleinste deutsche Großbank" - Martin Kohlhaussen
hasste diese Bezeichnung geradezu - hat sich Ende März nach 
Bilanzsumme auf den zweiten Platz in der Branche vor HVB und Dresdner
geschoben. Die Deutsche Bank liegt bei 1 Bill. Euro. Von den 
"annähernd 700 Mrd. Euro", die die Gelben bei Ankündigung der 
Eurohypo-Übernahme avisiert hatten, sind allerdings nur 632 Mrd. Euro
geblieben - die "Commerzbank alt" ist im ersten Quartal vor allem als
Folge reduzierter Handelsaktivitäten um einen zweistelligen 
Milliardenbetrag geschrumpft.
Wichtiger als Größe ist natürlich, was in der Erfolgsrechnung 
hängen bleibt. Auch insoweit darf man der Commerzbank gratulieren. 
Zweistellige Zuwächse in allen drei klassischen Ertragspositionen 
Zins-, Provisions- und Handelsergebnis deuten ebenso wie die deutlich
verbesserten Resultate der Segmente darauf hin, dass auch dieses 
Institut die Gunst der Konjunktur und der Finanzmärkte zu nutzen 
vermochte. Und bei der Eigenkapitalrendite spürt der Branchenprimus 
(40,4%) ja auch schon den heißen Atem des Verfolgers (31,3%) im 
Nacken - oder nicht? Obacht! Zum einen können in der Wirtschaft wie 
im Sport zwischen den Nummern 1 und 2 Welten liegen, zum anderen 
hilft die Commerzbank bei der Präsentation ein wenig nach. Das ist 
weder verboten noch intransparent und schon gar nicht neu, man muss 
es nur wissen: Manche Häuser haben Äpfel in der Auslage und andere 
Häuser Birnen; dann fällt der Vergleich bekanntlich schwer.
Konkret: Die Commerzbank rechnet sich Gewinne aus dem 
Beteiligungs- und Wertpapierbestand traditionell als "operatives 
Ergebnis" zu. Bei der Deutschen gibt es diese Ergebnisposition schon 
ewig nicht mehr, Dresdner und HVB zeigen das, was verkaufte 
Finanzanlagen einbringen, unterhalb des operativen bzw. 
Betriebsergebnisses. Der Commerzbank spülte im ersten Quartal allein 
der Verkauf eines Anteils an der Korea Exchange Bank über 400 Mill. 
Euro in die Kasse. Das relativiert den auf den ersten Blick 
spektakulären Anstieg des "operativen Ergebnisses", und es 
relativiert die Kapitalrendite, aus der solche Sondererträge - anders
als nach der Definition der Deutschen Bank - nicht herausgerechnet 
sind.
Fazit: Die Commerzbank hat sich im ersten Quartal gut geschlagen. 
Aber nicht so gut, wie es aussieht.
(Börsen-Zeitung, 5.5.2006)

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