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Börsen-Zeitung: Verlockung am Point of Sale, Kommentar zum Einstieg von C&A ins Bankgeschäft von Annette Becker

Frankfurt (ots)

Mit einer eigenen Bank schickt sich C&A an, den
deutschen Banken - allen voran den Sparkassen und 
Genossenschaftsbanken - im Geschäft mit Privatkunden Konkurrenz zu 
machen. Die Ankündigung des Einzelhändlers, die vor ein paar Jahren 
allenfalls ein müdes Lächeln provoziert hätte, dürfte den hiesigen 
Bankfilialisten das Fürchten lehren. Nicht genug, dass Direktbanken 
die angestammte Kundschaft seit Jahren bedrängen, jetzt weht der 
Wettbewerbswind auch noch von Branchenfremden.
Dass es sich beim Bankprojekt von C&A keinesfalls um einen 
"Marketinggag" handelt, daran ließ Oliver Prill, der für das 
C&A-Finanzdienstleistungsgeschäft zuständige Manager, keinen Zweifel.
C&A verfolgt einen langfristigen Ansatz. Das zeigt sich nicht zuletzt
in der Auswahl von Prill selbst. Der Banker wurde erst im Mai dieses 
Jahres von der am Markt aggressiv auftretenden Royal Bank of Scotland
abgeworben. Bei den Angelsachsen zeichnete Prill für das 
Konsumentengeschäft in Kontinentaleuropa verantwortlich. Es ist wohl 
kein Zufall, dass es die Royal Bank of Scotland ist, die gemeinsam 
mit dem britischen Handelsmulti Tesco ein umfangreiches 
Finanzdienstleistungsgeschäft betreibt.
Zwar muss C&A den Nachweis noch erbringen, dass die auf ein 
günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis erzogene Klientel dem 
Einzelhändler auch in Geldthemen Kompetenz zutraut, doch wuchern 
können die Düsseldorfer zumindest mit dem Wichtigsten: dem 
Kundenzugang. Die 380 C&A-Filialen bringen es auf 1 Million 
Kundenkontakte pro Tag. Da sind zusätzliche Marketingkampagnen 
außerhalb des eigenen Standortnetzes tatsächlich überflüssig.
Das entlastet die Kostenseite signifikant und ermöglicht ein 
preisaggressives Auftreten. Es spricht Bände, wenn Prill die 
Zusammenarbeit mit Banken unter Verweis auf deren Kostenstrukturen 
als unattraktiv klassifiziert. Da C&A das Produktangebot auf reine 
Standardprodukte beschränkt, ist auch hier die Kostenbremse 
eingebaut. Zudem findet C&A eine vielversprechende Anlagemöglichkeit 
für die im Konzern offenbar vorhandene Überschussliquidität, denn 
finanzieren will C&A das Ratenkreditgeschäft zunächst aus 
Konzernmitteln. Für die mit einem hohen Kostenblock arbeitenden 
Filialbanken wird es damit noch schwieriger, im Wettbewerb mit 
Standardprodukten mitzuhalten.

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