Börsen-Zeitung: Nokias Preisdruck, Kommentar zum dramatischen Preisverfall beim Handy-Weltmarktführer von Gottfried Mehner
Frankfurt (ots)
Nach Motorola haben gestern auch Ericsson und Nokia die Markterwartungen knapp verfehlt. Während es aber Ericsson-Chef Carl-Eric Svanberg verstand, mit einem optimistischen Ausblick den Kurs wieder nach oben zu reden, bekam Nokia mit dem neuen Vormann Olli-Pekka Kallasvuo einen Schlag auf die Mütze. Beim Handyweltmarktführer verkürzt sich die gesamte Diskussion zunehmend auf die Entwicklung des durchschnittlichen Verkaufspreises: Steigt der ominöse ASP (Average Sales Price), steigt auch der Kurs - und vice versa.
Keine Frage, Nokia hat mit einem durchschnittlichen Verkaufspreis im dritten Quartal von 93 Euro die Konsenserwartungen der Analysten von 100 Euro heftig verfehlt. 93 Euro ist das Niveau, das zuletzt auch Siemens BenQ auf die Beine brachte. Im zweiten Quartal schafften es die Finnen noch auf 102 Euro im Schnitt. Es wurde also viel mehr in Schwellenländern abgesetzt.
Wie der gesamte Bereich der Elektronik sind auch die Mobilgerätehersteller mit einem jährlichen Preisverfall von 15 bis 20% konfrontiert. Was bei Nokia abgeht, lässt sich aus der Gegenüberstellung der Absatzentwicklung (+33% auf 88,5 Mill. Handys) und der Umsatzentwicklung (+20%) einerseits und der auf 10,9 (13,7)% rückläufigen operativen Marge andererseits herleiten. Allerdings gehört neben Preisen und Volumen eben auch der auf 36 (33)% verbesserte Marktanteil der Finnen mit in die Wertung. Hier unterscheidet sich Nokia deutlich von der zweitplatzierten Motorola, bei der sowohl der ASP als auch der Marktanteil (21%) in den Keller gingen.
In den Zahlen von Nokia wird deutlich, dass die Finnen mit einer aggressiven Volumenpolitik auch weiterhin ihre führende Stellung in den schnellwachsenden Märkten China und Indien verteidigen wollen. China wird in Kürze der maßgebliche Markt in diesem Geschäft werden. Die immer wieder verschobene Festlegung des neuen Standards der dritten Generation dürfte jetzt zum Jahreswechsel passieren, damit das Reich der Mitte sich zur Olympiade 2008 noch fortschrittlicher in Szene setzen kann. Hier geht es um einen 10-Mrd.-Euro-Kuchen, an dem natürlich auch die chinesischen Hersteller Huawei und ZTE - politisch gewollt - partizipieren werden. In diesem Umfeld macht Nokias Volumenpolitik Sinn.
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