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Börsen-Zeitung: In vollem Schwung, Kommentar von Reinhard Kuls zum jüngsten Ifo-Geschäftsklimaindex

Frankfurt (ots)

Dem Ifo-Index geht es derzeit wie weiland dem
VW-Käfer: Er läuft und läuft und läuft. So haben sich auch im 
November die Auguren wieder als zu pessimistisch erwiesen. Das hat 
schon fast Tradition, und das hat in den zurückliegenden Monaten zu 
Zweifeln an der Prognosegüte eines der wichtigsten konjunkturellen 
Frühindikatoren für Deutschland und die Eurozone geführt. Die Kritik 
ging so weit, dass sich sogar die Deutsche Bundesbank in ihrem 
jüngsten Monatsbericht genötigt sah, eine Lanze für das 
Geschäftsklimabarometer aus München zu brechen.
Dabei konnte es sich die Zentralbank aber auch nicht verkneifen, 
auf die jüngsten, umfangreichen Datenrevisionen seitens des 
Statistischen Bundesamts hinzuweisen, die die realen Wachstumszahlen 
für Deutschland wieder näher an den Stimmungsindikator gebracht 
haben. Destatis und viele Prognostiker waren "behind the curve".
Ifo hat also recht. Zumindest was die aktuelle 
Wirtschaftsentwicklung angeht und auch die für die nächsten ein bis 
zwei Monate. Das heißt: Auch die deutsche Wirtschaft läuft derzeit 
wie geschmiert, genau wie der Index. Die Konjunktur hat bereits so 
viel an Fahrt aufgenommen, dass - ähnlich einem Riesenfrachtschiff - 
sie nur sehr schwer und langsam zum Stoppen gebracht werden kann. Das
erklärt, neben den nach oben revidierten Zahlen der Vorjahre und der 
ersten zwei Quartale 2006, warum die Volkswirte reihum ihre 
Wachstumsprognosen nach oben revidieren - und warum man dabei fast 
den Eindruck gewinnen kann, die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland
Anfang nächsten Jahres finde gar nicht statt. Wird sie aber, wie sich
in den kommenden Monaten auch an den Wirtschaftszahlen ablesen lassen
wird.
Der immense Aufschwung in Deutschland ist, neben den noch immer 
gut laufenden Exporten, vor allem den Investitionen geschuldet. Das 
hatte so niemand vorausgesehen. Dieses Momentum dürfte angesichts des
recht alten Kapitalstocks in Deutschland, der hohen Auslastung und 
der hervorragenden Wettbewerbsstärke der deutschen Unternehmen noch 
einige Zeit anhalten. Den Arbeitsmarkt hat der Impuls vielleicht noch
nicht mit Vehemenz erfasst, aber zumindest angestoßen. Beim Konsum 
ist er - trotz der Belebung im dritten Quartal - indes noch nicht 
voll angekommen. Das wird wohl bis weit ins nächste Jahr hinein 
dauern.
(Börsen-Zeitung, 24.11.2006)

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