Börsen-Zeitung: Offensive Merck, Kommentar zu Spekulationen über den Generika-Verkauf bei dem Darmstädter Unternehmen von Sabine Wadewitz
Frankfurt (ots)
Die Darmstädter Merck-Gruppe setzt bislang auf alle drei Disziplinen im Pharmageschäft - auf verschreibungspflichtige innovative Produkte, auf Nachahmermedikamente (Generika) und auf frei verkäufliche Arzneimittel. Nun gibt es Spekulationen, wonach die Firma einen Käufer für die Generikasparte sucht.
Bis zum Coup mit der Übernahme des Schweizer Biotech-Spezialisten Serono hatte das Familienunternehmen eine namhafte Marktposition in der Pharma weltweit allein bei Generika erlangt. Aus dem lebhaften Konsolidierungstrubel in dem Nachahmersegment in den vergangenen zwei Jahren hat sich Merck jedoch herausgehalten. Dass hier kein Geld mehr in die Hand genommen wurde, deutet darauf hin, dass die strategischen Schwerpunkte nun woanders gesetzt werden. Allerdings waren Generika in den vergangenen Jahren einer der zentralen Ertragsbringer mit deutlich höheren Margen als in der Königsdisziplin, dem Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten.
Nach einer defensiven Pharmastrategie in den vergangenen Jahren ist Merck in die Offensive gegangen. Der von Bayer vereitelte Griff nach Schering und die milliardenschwere Übernahme von Serono signalisieren, dass die Gesellschaft im innovativen Pharmageschäft doch noch rege mitmischen möchte. In dem Segment soll künftig die Musik spielen, was noch erhebliche Anstrengungen in Darmstadt erfordern wird. Mit dem Erwerb von Serono allein ist es gewiss nicht getan. Die ernsten Probleme beim Produktnachschub und bei der Zulassung neuer Substanzen von deutlich größeren Konzernen wie Pfizer oder Merck & Co geben eindrucksvolles Zeugnis, mit welchen Schwierigkeiten die Branche zu kämpfen hat.
Mit einer Trennung vom Generikageschäft könnte Merck zwar die Kräfte bündeln und würde sich schneller wieder finanziellen Spielraum für weitere Schritte verschaffen. Strategische Ziele gibt es schließlich auch in der Chemie, wo ein drittes Standbein gesucht wird. Ungeachtet des Regulierungs- und Preisdrucks in einzelnen Märkten sind die Aussichten für die Generikabranche nach wie vor positiv mit anhaltend zweistelligen Wachstumsraten. Davon könnte Merck profitieren und die Chancen ausbalancieren, bevor sich die Gruppe allein auf ein riskantes Pharmasegment stützt, in dem sie noch keine Erfolgsstory vorzuweisen hat.
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