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Börsen-Zeitung: Blut, Schweiß und Tränen, Kommentar zum Neujahrsbrief des Telekom-Chefs René Obermann von Bernd Freytag

Frankfurt (ots)

Kosten runter, Service verbessern,
wettbewerbsfähiger werden - was sich der neue Telekom-Vorstandschef 
René Obermann zum Beginn seines ersten vollen Geschäftsjahres 
vorgenommen hat, könnte auch sein Vorgänger Kai-Uwe Ricke 
unterschreiben. Dabei war doch Ricke von Bund und Blackstone nicht 
etwa deshalb vom Thron gestoßen worden, weil sich diese Konzepte so 
außerordentlich positiv auf den Aktienkurs ausgewirkt hätten. Die 
freien Aktionäre dürfen sich zusammen mit dem ungleichen 
Großaktionärsduo dennoch Hoffnung auf bessere Zeiten machen. Denn 
Obermanns Neujahres-Philippika an die Telekom-Mitarbeiter bedeutet 
eines ganz gewiss: den heilsamen Abschied vom Träumen.
Es ist wohl genau dieser neue Realitätssinn, den Rickes 
Fallensteller wollten, um innerhalb des Konzerns den Druck zu erhöhen
- wenn sich das strategische Korsett aus Regulierungsdruck, 
preisaggressiven Wettbewerbern und zunehmender Sättigung der Märkte 
schon nicht sprengen lässt.
Während Ricke nur wenige Wochen vor seinem Abgang und in 
sträflicher Absenz seiner Kommunikationsarmada öffentlich eingestand,
der Vorstand sei von der Härte des Wettbewerbs überrascht worden, 
macht Obermann von Beginn an klar, woher der Wind weht: "Der Markt 
akzeptiert unsere hohen Kosten nicht mehr." Und während Ricke die 
Telekom bis ins Jahr 2010 als Europas größten Telekomkonzern nach 
Umsatz und Ertrag vorzeichnete, heißt es bei Obermann lapidar: "Um 
langfristig bestehen zu können, werden wir 2007 in unserem 
Unternehmen einiges verändern müssen."
Service kann man nicht verordnen, und es wird schwierig genug, den
Vertrieb in den "T-Punkten" mit der Aussicht auf weniger Gehalt zu 
motivieren. Obermann bringt die notwendige Härte mit, dieses Bild 
jedenfalls vermittelt seine Blut-Schweiß-und-Tränen-Rhetorik. 
Tatsächlich durchforstete er kurz nach seinem Amtsantritt den 
Vorstand und holte ehemaligen T-Mobile-Getreue in die Führung. Davor 
schon hatte er den obersten Öffentlichkeitsarbeiter ausgetauscht.
Die Märkte hören die Signale wohl, und Kursgewinne zum 
Jahresanfang zeugen von Vorschusslorbeeren für den neuen starken Mann
der Telekom. Die Probleme des Konzerns sind zwar nicht weniger 
geworden. Aber der wiedergewonnene Realitätssinn kann helfen, sie 
schneller in den Griff zu kriegen.

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