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Börsen-Zeitung: Mit Lurgi auf Lindes Spuren, Kommentar von Walther Becker zum Verkauf von Lurgi durch Gea an die französische Air Liquide

Frankfurt (ots)

Gea wird Metallgesellschaft. Metallgesellschaft
wird Gea. Metallgesellschaft verschwindet. Gea ist Gea. Mit dem 
Verkauf der traditionsreichen Frankfurter Lurgi ist die Bochumer Gea 
wieder das, was sie war: ein Prozesstechnikspezialist. Das Kapitel 
Metallgesellschaft (MG) ist geschlossen. Zur Erinnerung: "Lurgi" war 
die Telegrammadresse der 1897 gegründeten Metallurgischen 
Gesellschaft. Ihr Ursprung geht auf den technischen Zweig der MG 
zurück, die Wilhelm Merton 1881 ins Leben rief.
Für Gea steht die - teure - Trennung von der defizitären Lentjes, 
die die MG 1989 erworben hatte, aus. Lentjes hat nach schon teilweise
horrenden Verlusten in der Vergangenheit den Gea-Abschluss 2006 mit 
fast einer halben Milliarde Euro belastet und den Konzern in die 
roten Zahlen getrieben.
Für Lurgi, einst eine Perle des deutschen Großanlagenbaus, kann es
unter dem Dach der französischen Air Liquide nur besser werden als 
bei Gea, wo sie immer ungeliebt war. Seit Anfang der neunziger Jahre 
wurde Lurgi in zahlreichen Kostensenkungsschüben ausgedünnt und 
reduziert. Erstaunlich, dass immer noch Know-how übrig geblieben ist.
Nun stehen die Chancen nicht schlecht, dass Lurgi bei der 
ertragsstarken, global tätigen Air Liquide neue Märkte und 
Tätigkeitsgebiete erobern kann. Schließlich kopieren die Franzosen 
das Modell Linde: Deren Engineering ist längst auch für externe 
Kunden tätig und sorgt für Synergien mit den eigenen 
Industriegaseaktivitäten. Doch wird viel Energie nötig sein, bis Air 
Liquide - wie Linde - Anbieter schlüsselfertiger Projekte wird.
Investoren reagierten auf die Lurgi-Abgabe unwirsch. Quittiert 
wurde der Verkauf mit einem Rückgang des Gea-Kurses. Denn es 
verbleiben erheblich mehr Risiken bei Gea als erwartet, und es war 
ein höherer Preis in dem sich seit August 2006 hinziehenden Prozess 
erwartet worden. Der Veräußerung liegt ein Unternehmenswert von 200 
Mill. Euro zugrunde. Wegen der Cash-Position (erhaltene Anzahlungen) 
liegt der Kaufpreis mit 550 Mill. Euro höher. Am Markt war auf bis zu
1 Mrd. Euro spekuliert worden. Doch hatte Gea viel zu früh bekannt 
gegeben, den Großanlagenbau zu verkaufen, und konnte Ankündigungen 
dann nicht halten.
Die Equity Story der Gea muss nun deren Chef Jürg Oleas stricken. 
Der 4 Mrd. Euro schwere Bochumer Konzern als Börsenlangweiler? Gea 
ist Gea. Was wird aus Gea?
(Börsen-Zeitung, 18.4.2007)

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