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Börsen-Zeitung: Unheilige Allianz, Kommentar zum Blackstone-Börsengang von Walther Becker

Frankfurt (ots)

Alle wollen ein Stück vom Kuchen. Nur bekommen
manche erst Appetit, wenn die Sahnestücke schon verputzt sind. Chinas
Bürokraten kommen - aber sie kommen spät auf den lukrativen Markt für
Buy-outs. Sie machen 3 Mrd. Dollar locker, um sich im Rahmen des 
Börsengangs von Blackstone mit knapp 10% zu beteiligen. 3 Mrd. Dollar
sind ein Bruchteil jener 1,2 Bill. Dollar, die Peking überwiegend in 
mager rentierlichen US-Staatsanleihen anlegt. 3 Mrd. Dollar sind auch
keine Riesensumme für Blackstone, die bislang 80 Mrd. Dollar an 
Eigenmitteln ihrer Investoren in Buy-outs gesteckt hat. Aber sie 
stärken die Feuerkraft.
Fonds wie Blackstone erwerben Unternehmen auf Pump, wobei die 
Firmen die Kredite schultern müssen, und sie verkaufen in kurzer Zeit
mit Gewinn - wie es jüngst Blackstone mit Celanese getan hat. 
Renditen über 30% sind nicht selten. Die Unternehmen werden vielfach 
ausgezehrt, die Finanzierungen erhöhen das Pleiterisiko, die 
Stabilität des Systems wird tangiert. Doch es ist ja nicht so, dass 
Peking mit dem Engagement bei dem US-Fonds quasi den Kapitalismus mit
seinen eigenen Waffen schlagen möchte und auf die Stabilität des 
Finanzsystems zielt. Im Gegenteil, man will schlicht verdienen. So 
signalisiert die Beteiligung an Blackstone, dass die 
Private-Equity-Blase zu platzen droht. Wenn außenstehende Investoren 
in die länger mit waghalsigen Finanzierungen und unglaublichen 
Schuldenhebeln boomende Branche streben, ist das ein Warnzeichen - 
auch wenn Peking Vorreiter bei der Art des Engagements ist. So dürfte
der Schritt Investoren aus Asien zur Nachahmung reizen und damit noch
mehr Mittel in die Verfügungsgewalt der Firmenjäger treiben und sie 
zu tollkühnen Deals verleiten.
Blackstone ist erneut Vorreiter bei einem Tabubruch. 
Finanzinvestoren engagieren sich heute auch minderheitlich an 
börsennotierten Konzernen - wie Blackstone bei der Telekom. Private 
Equity wird public, wie Blackstone es gerade exerziert. Und Mittel 
aus der "Volksrepublik" fließen in den erzkapitalistischen US-Fonds. 
Intransparenz und autoritäre Strukturen gehen Hand in Hand, wenn 
überschüssige Liquidität hochrentierlich angelegt werden soll. Dass 
Peking diesen Schritt just dann vollzieht, wenn im Westen über die 
Risiken der "neuen Investoren" diskutiert wird, ist ein Warnzeichen 
für eine womöglich unheilige Allianz.

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