Weser-Kurier: Zum Bewirtschaftungsplan Weser schreibt der "Weser-Kurier" in seiner Ausgabe vom 28. Juni 2012:
Bremen (ots)
Zu schön um wahr zu sein, ist der Bewirtschaftungsplan Weser. Auf 342<ET>Seiten ist nun nachzulesen, wie ein Kompromiss zwischen Naturschutz, Schifffahrt und Landwirtschaft an der Weser aussehen kann - trotz oder gerade wegen der Vertiefung. Jahrelang haben sich die unterschiedlichen Interessengruppen gestritten. Nun liegt die Versöhnung in Hochglanz auf dem Tisch. Wer's glaubt . . . Der Bewirtschaftungsplan Weser folgt den Gesetzen der von Europa verordneten Bürokratie, fachlich kompetent, aber am Ende wenig Neues. Niedersachsen und Bremen mussten den Fachbericht vorlegen, um der europäischen Umweltschutzrichtlinie Flora-Fauna-Habitat nachzukommen. Denn Brüssel macht Druck und droht durchaus mit Strafen. Ähnlich wie der Generalplan Wesermarsch aber ist auch dieses Papier eine hübsche Liste mit Lösungsvorschlägen, mehr nicht. Die Weservertiefung kommt - und aus wirtschaftlicher Sicht muss sie das auch, sonst sind die Häfen in Bremen, Brake und Bremerhaven auf Dauer auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig. Sicher kann der Bewirtschaftungsplan die Schäden für die Umwelt und die Nachteile für die Landwirtschaft abmildern, aber nicht verhindern. Eine Flussvertiefung ist keine Fahrrinnenanpassung, wie es lapidar im Jargon konservativer Politiker und im Amtsdeutsch heißt, sondern ein ernst zu nehmender Eingriff in ein kompliziertes Öko- und Entwässerungssystem mit nicht absehbaren Folgen für Natur und Mensch. Wenn Niedersachsens FDP-Umweltminister Stefan Birkner, Bremens grüner Umweltsenator Joachim Lohse und der Präsident der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest, Klaus Frerichs, behaupten, dass die Ziele der unterschiedlichen Interessengruppen tatsächlich vereinbar sind, dann machen sie sich und den Menschen am Fluss schlicht etwas vor. Die Weservertiefung wird Vögeln ihre Brut- und Rastplätze nehmen, Landwirten das Süßwasser für die Felder. Profiteur ist allein die Hafenwirtschaft. Politiker sollten den Mut haben, dies auch zu sagen. Und der Bewirtschaftungsplan Weser ist erst dann etwas wert, wenn die nun angekündigten Ausgleichsmaßnahmen auch umgesetzt werden.
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