Weser-Kurier: Kommentar zum Fall des Kaminkehrermonopols
Bremen (ots)
Schornsteinfeger sind eigentlich dafür da, Feuersbrünste zu verhindern. Jahrzehntelang war der Beruf konkurrenzlos. Er garantierte eine feste Kundenschar und ein verlässliches Einkommen. Ab 2013 soll in diesem Gewerbe das Monopol fallen. Das wird vielleicht nicht jeder Kaminkehrer überstehen. Schon allein deshalb, weil der Kuchen immer kleiner wird. Immer mehr Heizungen werden auf Gas und auf moderne Brennwert-Öfen umgestellt. Die müssen nur noch alle zwei Jahre kontrolliert werden. Einen Ausgleich gibt es lediglich durch die wachsende Zahl von Holz-Kamin-Öfen. Während das traditionelle Geschäft wegbricht, will neue Kundschaft umworben sein. Und die wird nicht Nein sagen, wenn aggressive Wettbewerber ihre Leistungen günstiger anbieten. Noch haben die alteingesessenen Schornsteinfeger allerdings einige unschätzbare Vorteile: Sie patrouillieren straßenweise. Das spart Wegekosten. Sie müssen nicht erst das Vertrauen der Kunden gewinnen, sie sind persönlich bekannt. Sie genießen den Ruf des objektiven Fachmannes. Mit einigem Geschick dürfte es da nicht allzu schwer fallen, mit Immobilienbesitzern auch gleich über die Optimierung des Haus-Energie-Systems ins Gespräch zu kommen. Da lässt sich künftig sicher manches Geschäft machen, das den Kaminkehrern bislang verwehrt blieb. Umgekehrt dürfte es den Heizungsbauern nicht so leicht fallen, im Bereich der Kaminkehrer-Zunft zu wildern oder sie gar vom Markt zu verdrängen. Kommt den Bezirksschornsteinfegern doch weiter die hoheitliche Aufgabe zu, die Feuerstellen zu überprüfen und abzunehmen. Für die Hausbesitzer ein Ärgernis. Denn mit dem Wechsel zu einem neuen Schornsteinfeger haben sie mehr Papierkram zu erledigen als früher. So müssen sie mit den Bescheinigungen der neu beauftragten Firma dem Bezirksschornsteinfeger nachweisen, dass regelmäßig gekehrt wurde - sonst droht ein Bußgeld. Kaum Ersparnis, dafür aber mehr Bürokratie - so haben sich die Kunden die Freuden des freien Wettbewerbs sicher nicht vorgestellt. Doch bei aller Förderung der Konkurrenz darf schließlich der Brandschutz nicht zu kurz kommen. So geht es beim Fegen nur in zweiter Linie ums Geschäft. Vorrangig bleibt, dass kein Haus abbrennt und niemand im Abgas erstickt.
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