Weser-Kurier: Zum ausufernden Mais-Anbau schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 15. April 2013:
Bremen (ots)
Irgendwie muss es doch was werden mit dem Klimaschutz", dachten sich deutsche Politiker um die Jahrtausendwende - und greifen uns Konsumenten seither ungeniert in die Tasche. Als grüner Ablasshandel für unser schlechtes Klima-Gewissen werden uns die Fördermilliarden verkauft. Wenn sie das dann wenigstens wären! Es ist Zufall, dass die Krise der Solarwirtschaft mit dem trübsten Winter seit Langem zusammenfällt. Doch die scheinbar unerschöpflichen Fördertöpfe des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) haben mit der Solarzellen-Industrie unbestreitbar eine Technologie gepäppelt, die im eher sonnenarmen Mitteleuropa verhältnismäßig wenig grüne Energie produziert. Wasserkraft und Wind sind da viel effektiver - und Biogas. Nun dämmert den Umweltschützern, dass sie mit der ungebremsten Förderung von Biogas-Anlagen womöglich die nächste wenig effiziente Förder-Sau durchs Dorf getrieben haben. Was als Verwertung von Pflanzenresten, überschüssiger Gülle und von Bio-Abfall sowie als Ergänzung landwirtschaftlicher Betriebe ökologisch sinnvoll und geboten ist, das ist im industriell betriebenen Maßstab ein Desaster. Grenzenlose Maisfelder sind als Lebensraum für Feldlerchen, Hasen oder andere Ackertiere ungeeignet. Sie fördern die Erosion, die Überdüngung und produzieren - im großen Maßstab nur als Energiepflanzen angebaut - mit ihrem hohen Ausstoß des überaus klimaschädlichen Lachgases kaum weniger Treibhausgase als fossile Energieträger. Ganz so schlimm, wie manche Bauernfunktionäre sie ausmalen, ist die Lage freilich noch nicht. Nur zwei von 17 Millionen Hektar Agrarland sind in Deutschland mit Energiepflanzen besetzt. Und die Goldgräberstimmung der ersten Jahre scheint bei den Biogas-Produzenten inzwischen durch Selbstregulation des Marktes verflogen. Deshalb sollten die Entscheidungsträger in Land und Bund sich vor einem neuerlichen radikalen Schwenk hüten. Grüne Energie ist gut, solange sie dem Prinzip der Nachhaltigkeit folgt. Windigen Geschäftsleuten, die nur schnellen Gewinn einfahren wollen, sollte man dagegen nicht auch noch öffentliche Gelder nachwerfen.
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