Weser-Kurier: Zur Entwicklung bei Ryanair schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 5. November 2013:
Bremen (ots)
Der egozentrische Ryanair-Chef Michael O'Leary hat den Bogen offensichtlich überspannt: Eine Fettsteuer für Übergewichtige, eine kostenpflichtige Toilettenbenutzung und überhaupt seine Manie, wirklich alles und jedes mit zusätzlichen Gebühren zu belegen - irgendwann ist selbst beim geduldigsten Fluggast das Maß voll. Die Passagierzahlen sind zwar gestiegen, aber bei weitem nicht in dem Maße, wie Ryanair das selbst prognostiziert hatte. Es dürfte Michael O'Leary sehr weh getan haben, sich von seinen Visionen für Ryanair verabschieden zu müssen. Um sich im Kampf um die Fluggäste durchsetzen zu können, muss die Fluggesellschaft nun genau das einführen, wogegen sie sich jahrelang gewehrt hat: mehr Service für weniger Geld. Doch längst sind es nicht mehr nur die Kunden, die O'Leary für seine Geschäftspolitik abstrafen. Auch im Cockpit der irischen Billigflieger rumort es kräftig. Die Piloten wollen sich die - vorsichtig ausgedrückt - speziellen Arbeitsbedingungen nicht mehr bieten lassen. Dreiviertel der Flugkapitäne soll mittlerweile gar nicht mehr direkt bei Ryanair angestellt sein, sondern als sogenannte Vertragspiloten über Agenturen vermittelt werden. Leiharbeit im Cockpit sozusagen. Dass das Kabinenpersonal überhaupt noch zur Arbeit erscheint, ist sowieso bemerkenswert. Steil war der Aufstieg der Fluggesellschaft, die ihren Marktanteil in Europa auf unglaubliche 45 Prozent schrauben konnte. Doch das Spar-Geschäftsmodell hat seine Grenzen erreicht. Allerdings: Auch wenn die Aktien von Ryanair zeitweise um mehr als zehn Prozent abstürzten, ist ein Sturzflug nicht zu erwarten. Allerdings wird sich die Konkurrenz ein Stück vom Ryanair-Marktanteil zurückholen. Ryanairs Schritt, die Ticketpreise wegen der Zahlen nun noch weiter zu senken, wird nur geringe Auswirkungen haben - schließlich soll sich das nur auf das Winterhalbjahr beziehen. Spätestens zum Frühjahr wird auch Ryanair seine Preise wieder anziehen, nämlich dann, wenn die Nachfrage nach Flügen in den Süden steigt. Und mal ehrlich: Genügend Gewinn macht das Unternehmen immer noch, und das sollte doch auch ausreichen, um das Personal vernünftig zu entlohnen.
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