Weser-Kurier: Zum Chemie-Nobelpreis für Stefan W. Hell schreibt Jürgen Wendler:
Bremen (ots)
Der Nobelpreis für Chemie wird in diesem Jahr "für die Entwicklung der hochauflösenden Fluoreszenzmikroskopie", der für Physik "für die Erfindung von effizienten, blaues Licht aussendenden Dioden" vergeben. Schon wegen der Fremdwörter wird manchem bei solchen Formulierungen als Erstes diese Frage in den Sinn kommen: Was hat das mit mir, was hat das mit meinem Leben zu tun? Und nicht wenige werden sich in dem bestärkt fühlen, was für sie seit ihren ersten Jahren als Schüler ohnehin ausgemachte Sache ist: Naturwissenschaften sind ein Buch mit sieben Siegeln, ein Bereich, dem man zwar mit Bewunderung und Respekt, im Idealfall aber persönlich möglichst selten begegnet. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch dies: Viele Menschen - nicht nur Schüler - machen die Erfahrung, dass Dinge ihren Schrecken verlieren, wenn man ihnen offen begegnet, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt. Wer Zusammenhänge einmal verstanden hat, dem eröffnen sich zuvor ungeahnte Möglichkeiten. Die Themen der Nobelpreisträger klingen schon weniger befremdlich, wenn man sich klarmacht, was sich dahinter verbirgt. Die Chemie-Nobelpreisträger, darunter Stefan W. Hell, werden deshalb ausgezeichnet, weil sie Wege gefunden haben, selbst winzige Bausteine von Lebewesen und Vorgänge in lebenden Zellen sichtbar zu machen. Und die Physik-Nobelpreisträger, unter ihnen der seit vielen Jahren in Bremen als Honorarprofessor tätige Shuji Nakamura, haben mit ihrer Erforschung von Materialien, die bei Stromzufuhr Licht aussenden, dazu beigetragen, die Beleuchtungstechnik zu revolutionieren. Leuchtdioden benötigen wesentlich weniger Energie als herkömmliche Glühlampen. Alle genannten Arbeiten haben erhebliche Auswirkungen auf das Leben von Menschen. Haushalte bekommen die Möglichkeit, den Strombedarf zu senken, und wer Zellen im Detail studieren kann, hat zum Beispiel auch die Option, herauszufinden, was genau bei Virusinfektionen geschieht oder warum sich Krebszellen wie verhalten. Die Nobelpreisträger zeigen, dass sich Forschung lohnen kann - und auch, warum es wichtig ist, Menschen, insbesondere Schülern, die Angst vor dem Umgang mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen zu nehmen. In Bremen gibt es verschiedene Einrichtungen, die sich dabei besondere Verdienste erwerben, nicht zuletzt das Haus der Wissenschaft.
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