Weser-Kurier: Kommentar von Jörg Niemeyer zur Karate-WM in Bremen
Bremen (ots)
Werbung kann so langweilig sein, selbst wenn sie nur kurz ist. Werbung kann aber auch begeistern, selbst wenn sie fünf Tage am Stück läuft. Bremen hat eine Karate-WM erlebt, die ihresgleichen sucht. Kampfsport auf höchster Ebene und in Perfektion. Und das in absolut freundschaftlicher, fast schon familiärer Atmosphäre. Das muss man erst mal hinbekommen in einer Halle, die an den letzten beiden Tagen mit 10<ET>000 Zuschauern bis unters Dach gefüllt war. Angesichts von mehr als 1000 top-ausgebildeten WM-Startern sollte Sicherheit ohnehin nicht das Problem sein. Notfalls verteidigen die Aktiven sich selbst. Aber im Ernst: Fairplay wird im Karate nicht nur auf der Matte, sondern auch auf den Rängen groß geschrieben. Zwar hatte fast jede der 116 teilnehmenden Nationen auch einen mehr oder weniger großen Fanklub dabei. Doch rauschender Beifall, zuweilen wahre Jubelstürme brandeten für jeden Kämpfer in beinahe gesundheitsgefährdender Phonstärke auf. Am Freitag bei den Teamwettkämpfen und am Wochenende an den beiden Finaltagen gehörte Gänsehaut zum Dauerzustand der Besucher. Was natürlich auch an der Dramaturgie einer Karate-WM liegt: Welche Großveranstaltung bietet schon zwei Tage lang zwischen 10 und 18 Uhr ausschließlich Kämpfe um Bronze-, Silber- und Goldmedaillen? Und dann aus Sicht des WM-Gastgeberlands auch noch dieses Ende der Titelkämpfe: In den letzten drei Entscheidungen greifen deutsche Sportler nach Gold. Besser geht's nicht! Ohne die finanzielle Schlussrechnung der Veranstalter und der Stadt Bremen bereits zu kennen: Die WM war ein voller Erfolg. Eine Woche lang präsentierte sich die Innenstadt mit den Sportlern aus aller Welt in ihren bunten Trainingsanzügen farbenfroh wie selten. Erfolgreich war das Bestreben des Weltverbands, Menschen mit Behinderung in diese WM zu integrieren und mit dem erstmals zugelassenen Videobeweis für mehr Gerechtigkeit auf der Matte zu sorgen. Und das deutsche Team sonnte sich im Medaillenregen. Die WM von Bremen ist für den Karatesport die perfekte Werbung im Kampf um die Aufnahme ins olympische Sportprogramm.
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