Weser-Kurier: Über den Katastrophenschutz in Italien schreibt Julius Müller-Meiningen:
Bremen (ots)
In schwierigen Situationen, so lautet ein Gemeinplatz, seien die Italiener zu besonderen Leistungen in der Lage. Auch nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien ist wieder vom besonderen Zusammenhalt des Landes in einer Krise die Rede. Tatsächlich sind Aufopferung und Hilfsbereitschaft der Retter eindrucksvoll. Das romantisierende Lob der Stärke in der Krise lenkt aber auch von einem vorherigen Versagen ab. Italien wird regelmäßig von Erdbeben heimgesucht, bereitet sich aber nur ungenügend auf diese Ereignisse vor. Die Nation lässt sich hingegen jedesmal aufs Neue überrumpeln. Die verheerende Wirkung der Erdbeben in Italien hat gewiss auch mit der alten Bausubstanz, der von Touristen bewunderten mittelalterlichen Altstädte zu tun. Doch insbesondere die italienische Politik hat es versäumt, nach jahrzehntelangen Erfahrungen von Leid und Zerstörung, die Weichen zu stellen. Insofern wirken Bestürzung und Ratlosigkeit nach den Erdbeben wie die Quintessenz eines Versagens auch in anderen Bereichen, etwa in Politik oder Wirtschaft. Italien, so heißt es, findet oft erst in der Not zu sich. Langfristige und weitsichtigere Planung würden dieses Aufbäumen erst gar nicht nötig machen.
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