Weser-Kurier: Über die Suche nach Frieden für Syrien schreibt Joerg-Helge Wagner:
Bremen (ots)
Natürlich gleicht kein Krieg dem anderen, aber historische Vergleiche sind legitim - etwa dann, wenn es gilt, Chancen für einen Frieden auszuloten. Als in den 90er-Jahren Jugoslawien in blutigen Kriegen zerfiel, ging es auch um Freiheit, um Unabhängigkeit von einer das Land beherrschenden Minderheit. Die Fronten verliefen entlang ethnischer und religiöser Linien und die Kriegsparteien wurden von außen unterstützt. Es gibt also Ähnlichkeiten mit dem Gemetzel in Syrien. Und es gibt Unterschiede: Die USA unter Ihrem Präsidenten Clinton waren stark und selbstbewusst, Russland unter Jelzin zerrissen und schwach. EU-Europa war sich auch damals nicht einig: Deutschland hatte die neuen Staaten sofort anerkannt, Frankreich agierte eher pro-serbisch. Die UN waren so hilflos wie heute. Das Blutvergießen wurde schließlich von den Amerikanern gestoppt, auf heimischem Boden mit dem Abkommen von Dayton. US-Spitzendiplomat Richard Holbrooke war in der Lage, glaubhaft genug Druck auf alle Konfliktparteien auszuüben. Das schloss die Androhung von Militärschlägen ausdrücklich ein. Diese Rolle müsste heute Russland spielen, wenn über ein Ende des Blutvergießens in Syrien verhandelt wird. Moskau ist ja längst tief darin verstrickt, es hat seine militärische Schlagkraft gezeigt. Alle Rebellen wissen, dass sie gegen die russische Luftwaffe nicht gewinnen können - und Diktator Assad weiß, dass er ohne sie nicht an der Macht bleibt. Das Problem: Russland hat - anders als die USA damals in Jugoslawien - in Syrien massive eigene Interessen. Nur hier bekommt es dauerhaft eine Militärbasis direkt am Mittelmeer; Assad hat Tartus und Hamaimim ja schon als Pachtgebiete auf Jahrzehnte quasi aus seinem Staat herausgelöst. Damit entfällt die Option, auf Assad Druck auszuüben, indem man mit Abzug des eigenen Militärs droht. Moskau ist als ehrlicher, durchsetzungsstarker Makler diskreditiert. Frieden für Syrien wird man deshalb in Astana leider nicht finden, bestenfalls eine längere Waffenruhe.
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