Weser-Kurier: Über den geplanten Offshore-Terminal schreibt Philipp Jaklin.
Bremen (ots)
Es ist ruhig geworden um das einst so hitzig diskutierte Thema OTB. Seit vielen Monaten sind die Bauarbeiten für den geplanten Offshore-Terminal in Bremerhaven gestoppt. Außer ein paar Sandsäcken an der Uferböschung ist bislang nichts zu sehen von diesem umstrittenen Infrastrukturprojekt, das Bremens rot-grüner Senat zu einem seiner zentralen wirtschaftspolitischen Vorhaben erklärt hat. Diese Ruhe mag damit zusammenhängen, dass Gegner und Befürworter des Schwerlasthafens in der Regierungskoalition eine Art unausgesprochenen Stillhaltepakt geschlossen haben. Wer schon immer gegen den 180-Millionen-Euro-Bau war, hat viele Gründe, die Zeit für sich spielen zu lassen. Noch einige Jahre lang dürften die Gerichte mit dem Streit zwischen dem Senat und den Naturschützern zu tun haben. Vor 2020 wird wohl kein Bagger rollen. Wer weiß, wie viel dann übrig geblieben sein wird von der Offshore-Windindustrie in Bremerhaven. Der Streit kann noch so manche Wendung nehmen. Auch den Verfechtern des OTB - allen voran Wirtschaftssenator Martin Günthner - kommt der Zeitverzug zupass. Denn das juristische Hickhack hat dafür gesorgt, dass nicht nur über die geplanten Hafenflächen an der Luneplate reichlich Gras gewachsen ist. Auch den politischen Streit hat es entschärft. Warum sollten sich die Koalitionspartner auch heute wegen eines Hafens beharken, der vielleicht erst in einigen Jahren, vielleicht auch gar nicht gebaut werden kann. Neuerdings hat das Thema dadurch an Brisanz gewonnen, dass das Gefühl der Zugehörigkeit zum Bundesland Bremen bei vielen Bremerhavenern offensichtlich kaum noch vorhanden ist. Das wirft im Gegenzug die Frage auf: Wie viel will, wie viel kann Bremen leisten, um neue ökonomische Perspektiven für die strukturschwache Seestadt zu schaffen? Die OTB-Befürworter wetten auf die Zukunft: Irgendwann werde das Offshore-Geschäft, gerade vom Gesetzgeber abgebremst, wieder einen kräftigen Schub erhalten, schon wegen Deutschlands Klimazielen. Für Bremerhaven ist das eine ziemlich vage Hoffnung.
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