Rheinische Post: Wir bleiben vom Terror bedroht
Düsseldorf (ots)
Von Godehard Uhlemann
Der 11. September ist mehr als nur der jährlich wiederkehrende Moment der Erinnerung an eine bis dahin einzigartige Terrortat. Die Islamisten, die ihre Kultur des Todes der westlichen Kultur des - auch hedonistischen - Lebens gegenüberstellten, bombten bei den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA ein neues Zeitalter ein. Ihnen war und ist der westliche Entwurf einer vor allem weltlich orientierten freien Gesellschaft nach wie vor ein Gräuel. Sie fordern diesen Lebensentwurf heraus. Individuelle Freiheit in Demokratien, das Infragestellen von staatlichen und religiösen Autoritäten und die Betonung der Individualität sind bis heute für Islamisten Grund genug zur Kampfansage. Seit dem 11. September haftet an offenen Gesellschaften der Schatten islamistischen Terrors, der sich durch Appelle an Vernunft und Einsicht nicht bannen lässt. Die Folge liegt auf der Hand. Die Bedrohten werden aus Selbstschutzgründen wachsamer und wehrhafter. Dass dies erfolgversprechend sein kann, zeigen die jüngsten Fahndungserfolge in Deutschland und anderswo. Doch der Preis des Erfolges ist hoch. Denn es stehen Werte unserer Gesellschaftsform zur Diskussion, deren Einschränkung schmerzt. Die Beschränkungen bürgerlicher Freiheiten zur Terrorismusbekämpfung sind schwer erträglich. Wie viel Einschränkung sind wir willens hinzunehmen? Und wo schlägt Freiheitsbegrenzung in persönliche Unfreiheit um? Das unbeschwerte Reisen ist vorbei. Kontrollen und Auflagen belasten jede ersehnte Mobilität. Doch die Folgen des 11. September pflügen tiefer. Der öffentliche Raum ist in Deutschland längst nicht so lückenlos elektronisch überwacht wie in Großbritannien. Und auch die Überwachungswünsche der Sicherheitsexperten Richtung Computer und Handy würden tief in unsere Privatsphäre eingreifen. Machen wir uns nichts vor: Voraussetzung unserer Freiheit bleibt die Sicherheit. Doch noch immer können hier Hassprediger agieren, noch immer ist Deutschland ein Aufmarschgebiet von Radikalen, die den Schutz des Rechtsstaates missbrauchen. Alarmierend ist zudem, dass Terroristen vermehrt aus der Mitte der bürgerlichen Gesellschaft kommen. Das war in Großbritannien so, und es ist in Deutschland als schlimme Wahrheit zu Tage getreten. Als Transmissionsriemen gelten westliches militärisches Engagement in Afghanistan und Irak. Doch in beiden Fällen versuchen Islamisten, dort den Aufbau freierer Gesellschaften zu torpedieren. Sie nehmen die Exporteure der Demokratie ins Visier, und sie terrorisieren die Importeure dieses Gedankengutes, weil sie die Folgen zu Recht fürchten. So bomben Moslems andere Moslems zu Tode, weil Extremisten niemals mit der Kraft des Geistes siegen können. Die Erkenntnis des 11. September 2001 ist hart. Auf Jahre bleiben wir vom Terrorismus bedroht. Das betrifft auch viele Millionen friedfertiger Muslime, die den Terror als totalitär ablehnen.
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