Rheinische Post: Fachleute in die EU
Düsseldorf (ots)
Von Alexander von Gersdorff
EU-Kommissar Frattini hat sich weit vorgewagt. Er will - nach dem Vorbild der amerikanischen Green Card - für Europa eine "Blue Card" einführen: Sind Fachkräften aus aller Welt einmal nach strengen Kriterien aufgenommen, sollen sie EU-weit Freizügigkeit bei der Arbeitsplatzwahl genießen. Frattinis Vorstoß ist richtig und weist in die Zukunft: Hochqualifizierte Forscher, Mediziner, Softwareentwickler und Ingenieure aus aller Welt können, sofern sie hier wirklich heimisch werden, das hohe Wohlstandsniveau in Europa aufrechterhalten. Aber so weit ist die Europäische Union noch lange nicht. So ist der Arbeitsmarkt eine nationale Angelegenheit: Die Parlamente sind ihren Wählern Rechenschaft darüber schuldig, wer von außerhalb der EU ins Land kommt und wie lange er bleibt. Hier überschreitet der Italiener die Brüsseler Kompetenzen. Zweitens ist die jeweilige Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik in den 27 Mitgliedstaaten zu verschieden für eine einheitliche Einwanderungspolitik, und drittens ist es um viele Arbeitsmärkte, darunter den deutschen, noch immer schlecht bestellt. Doch das wird nicht auf ewig so bleiben. Dann wird auch die nationale Abschottung hinfällig. Die Politiker sollten Frattinis Denkanstoß aufnehmen.
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