Rheinische Post: Beck, Lafontaine und die Rente
Düsseldorf (ots)
Von Gregor Mayntz
Wenn man Fragen zur Position der SPD habe, wisse man gar nicht mehr, ob man bei Parteichef Kurt Beck oder gleich bei Andrea Nahles anrufen soll. So witzelte die Kanzlerin in der Unionsfraktion. Der Witz wird von der Wirklichkeit überholt. Inzwischen empfiehlt es sich, nicht bei Beck sondern gleich bei Oskar Lafontaine anzurufen, wenn man die absehbare Position der SPD erfahren will. Beispiel Altersteilzeit. Wie hatte doch Franz Müntefering über den Missbrauch gewettert, der dazu führt, dass sich Betriebe auf Kosten der Allgemeinheit von Hunderttausenden älterer Arbeitnehmer trennen. Was wohlmeinend Ältere auf sanfte Art länger im Betrieb halten sollte, verringerte in der Praxis schlagartig ihre Chancen, im Beruf zu bleiben. Konsequenterweise waren sich Union und SPD im Koalitionsvertrag einig, hier die Wende zu schaffen. Nun schwenkt die SPD erneut um. Statt Einschränkung und Abbau will sie nun gar einen Ausbau und über die anderthalb Milliarden aktueller Altersteilzeitkosten hinaus Hunderte Millionen zusätzlich ins Füllhorn der Frühausscheider stecken. Zufall, dass die Linkspartei den Kampf gegen die Rente mit 67 zum zentralen Wahlkampfthema machen will? Doch so gewinnt man keinen Wettstreit: Populisten widerlegen zu wollen, indem man ihnen nacheifert - das kann nur krachend schief gehen.
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