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Rheinische Post: Magie des Fußballspielens

Düsseldorf (ots)

von Jens Voss
Mal ehrlich: Die Verblüffung war groß, als nach dem Spiel zwischen
Deutschland und der Türkei die Fans beider Mannschaften friedlich 
feierten (bis auf wenige Ausnahmen). An diesem Abend der 
türkisch-deutschen Fahnenmeere blitzte die Magie des Spielens auf: 
Sport ist Wettkampf ohne Feindschaft, Schicksal ohne Schicksalsschlag
ein Kräftemessen voller Leichtigkeit des Seins. Jedes Spiel, auch 
jedes Fußballspiel, trägt eben so etwas wie eine Vision von 
befriedeter Macht in sich, schon deshalb, weil alle sich den gleichen
Regeln unterwerfen. Im richtigen Leben ist es meist ganz anders. 
Kampf ist regellos; und das Gesetz des Geschichte heißt nun mal: Vae 
victis, wehe den Besiegten. Im Spiel aber stehen sich Sieger und 
Besiegte am Ende auf Augenhöhe gegenüber, und die Parole heißt: auf 
ein Neues.
Darin taugt Sport eben doch zu dem, was man etwas pathetisch, aber 
zutreffend als völkerverbindend bezeichnet. Wenn solche Momente 
spürbar glücken, entfaltet Sport auch politische Kraft: Der Spaß am 
gemeinsamen Spiel stiftet ein Milieu der Entspannung, in dem echte 
Aggressivität geächtet wird. Ein solcher Moment war der Abend des 
Halbfinales. Man verfällt nicht in Multikulti-Seligkeit, wenn man 
sagt: Dieser türkisch-deutsche Fußball-Rausch hat möglicherweise mehr
für die Integration bewirkt als viele gut gemeinte Appelle.
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