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Rheinische Post: Olympia - auch für Romantiker

Düsseldorf (ots)

Von Robert Peters
Natürlich wird jetzt wieder der Olympische Geist beschworen. 
Zunächst von denen, die ihn als Instrument der Macht einsetzen. So 
wird das totalitäre Regime in Peking sportliche Hochmoral als 
Begründung dafür herbeizitieren, politische Proteste noch 
hartnäckiger zu unterdrücken. Es wird als großes Sportfest verkaufen,
was als Demonstration des Aufstiegs zur (wirtschaftlichen) Großmacht 
gedacht ist. Und es weiß die dankbaren Sponsoren des Internationalen 
Olympischen Komitees im Rücken, die sich über den riesigen neuen 
Markt freuen, den ihnen der Geschäftspartner da erschließt. In der 
Anerkennung von Chinas Ambitionen und Möglichkeiten liegt der Grund 
für die Vergabe der Spiele.
Olympia der Neuzeit war immer eine (wirtschafts-)politische 
Veranstaltung. Vor allem 1936, als Nazi-Deutschland sich ähnlich 
inszenieren durfte wie China jetzt. Selbstverständlich auch in den 
unseligen Jahren, als West- und Ostblock sich im Kalten Krieg 1980 
und 1984 gegenseitig boykottierten. Aber auch 1996, als Coca-Cola die
Spiele zum 100. Geburtstag der Bewegung nach Atlanta einkaufte, und 
2004, als sich der griechische Staat für das Renommier-Projekt in 
finanzielle Schieflage brachte.
Eine derart tiefe Verbeugung vor einer Diktatur mit einem Anlauf von 
sieben Jahren hat es allerdings noch nicht gegeben. In dieser langen 
Zeit hat das IOC den Versprechen der Chinesen öffentlich geglaubt, 
dass die Spiele zur Öffnung der Gesellschaft, zu Ansätzen von freier 
Presse, zur Freiheit von Zensur, zur Verbesserung der allgemeinen 
Lebensbedingungen, zu größeren Anstrengungen im Umweltschutz führen 
würden. Wider besseres Wissen. Dass Olympia China nicht nachhaltig 
verändern würde, musste jedem klar sein, denn nur Druck hält das Land
zusammen. Spätestens die heftigen Zensur-Anstrengungen in jüngster 
Zeit haben das der Welt bewiesen. Das IOC murmelte dazu nur 
Peinlichkeiten, weil es sich ertappt fühlen musste.
Und trotzdem: Die Olympischen Spiele in Peking sind auch eine Chance 
für olympische Romantiker. Denn die Begeisterung für das größte 
Sportereignis auf dem Globus lebt unter den Fans, die sich den Schuss
Naivität gönnen, wegen der Athleten, wegen der Stimmung, wegen 
sportlicher Wettkämpfe in die Stadien zu kommen. Die ein 
Begegnungsfest feiern wollen oder am Fernseher mitfiebern.
Die Begeisterung lebt auch unter den Sportlern, die, so viel Hoffnung
darf sein, nicht alle bis an den Kragen voller Dopingmittel sind. Sie
erleben einen Höhepunkt ihrer Karriere, auf den sie sich vier Jahre 
vorbereitet haben. Sie genießen das Treffen mit Kollegen in einem 
Dorf, das im besten Fall Nationalgrenzen aufhebt. Darüber freuen sich
sogar Millionäre der professionellen Leibesübung wie der 
Basketball-Star Dirk Nowitzki wie kleine Kinder. Und da lebt dann 
doch der Olympische Geist. Ohne Inszenierung durch das IOC.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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