Rheinische Post: Signalgeber Bundespräsident
Düsseldorf (ots)
von Sven Gösmann
Erst einmal klingt es absurd: Horst Köhler gilt in der Bevölkerung als über die Maßen beliebter Bundespräsident. Schon die Gegenkandidatur Gesine Schwans befremdet nicht wenige im Land. Warum dann auch noch in der obersten SPD-Spitze der Name des in der Bevölkerung ebenfalls sehr populären Grünen Joschka Fischer als erste Wahl für einen Gegenkandidaten fiel? Der Bundespräsident ist mehr als eine Art Frühstücksdirektor der Republik. Das wurde spätestens mit Köhlers Kür 2004 auf dem Sofa von Guido Westerwelles Berliner Penthouse durch den Gastgeber, die damalige Oppositionsführerin Angela Merkel und den damaligen CSU-Chef Stoiber wieder spürbar. Köhlers Wahl war damals das Aufbruchsignal für den Teil-Machtwechsel von Merkel zu Schröder im Kanzleramt, wie es die Wahl von Gustav Heinemann 1969 für die sozialliberale Koalition war. Der Kandidat Fischer, das ist sicher, hätte das rot-grüne Lager bei allen historischen Verletzungen gerade in seiner Partei wohl ganz anders für den Wahlgang in der Bundesversammlung am 23. Mai angezündet. Es wäre das jetzt mit Schwans irrlichterndem unerklärten Wahlkampf ausgebliebene Fanal für eine Mehrheit links der Mitte gewesen. So charmant das Gedankenspiel mit dem reifen Herrn Fischer in Bellevue auch sein mag: Es ist besser so, wie es kommen wird.
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