Alle Storys
Folgen
Keine Story von Rheinische Post mehr verpassen.

Rheinische Post

Rheinische Post: Kommentar: Das Ende von Schwarz-Gelb

Düsseldorf (ots)

Seit gestern regiert in Deutschland de facto wieder die große Koalition. Wie auch immer die Regierungsbildung in Düsseldorf verlaufen wird, Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre schwarz-gelbe Koalition haben im Bundesrat keine Mehrheit mehr. Die aber bräuchten sie, wenn sie überhaupt noch ein Projekt durchsetzen wollen - ob Gesundheitsreform oder Steuersenkung. Nach nur gut sieben Monaten drängen die Wähler dahin zurück, wo sie sich in Krisenzeiten am sichersten wähnen - in die Mitte. Die schwarz-gelb durchregierte Bundesrepublik - Bundespräsident, Bundestagspräsident, Kanzlerin, Bundesrat, alle großen Bundesländer - ist Vergangenheit. Nun muss Merkel sich ihre Mehrheiten wieder von Fall zu Fall zusammensuchen. Das desaströse Ergebnis für die CDU in NRW hat mit Jürgen Rüttgers aber nicht nur einen Vater, sondern mit der CDU-Bundesvorsitzenden auch eine Mutter. Das Herumirren der Berliner Koalition in ihren ersten Monaten (Stichworte: Hotelsteuer, Steuersenkungen) wie bei der Milliardenhilfe für Griechenland in den vergangenen Wochen hat Zweifel an ihrer Führungsfähigkeit keimen lassen. Dass der zunehmend über den Berliner Gegenwind verzweifelte Jürgen Rüttgers für sich das abenteuerliche Wahlkampfargument geltend machte, er sei der "eigentliche Denkzettel" für die da in Berlin, demonstrierte die Hilflosigkeit der Union an Rhein und Ruhr in dieser Situation. Nicht nur mit diesem Bild aber vergriff sich der noch amtierende Ministerpräsident. Auch sein präsidial angelegter Rau-Wahlkampf führte ihn ins Aus. Die Landesregierung setzte nicht auf ihre akzeptable Bilanz, sondern nur auf ihren Spitzenmann. Seit aber von interessierter Seite auch aus der eigenen Partei Zweifel an der Integrität des Ministerpräsidenten gesät wurden, kämpfte Rüttgers mit einem Negativ-Image, das er nicht mehr los wurde. Zu den Wahlverlierern gehört auch die FDP. Sie litt zwar auch unter ihrem blassen Erscheinungsbild in der Landesregierung, vor allem aber unter den Volten ihres Berliner Spitzenmannes Guido Westerwelle. Dessen Dilettieren im Außenamt verschreckte im Vergleich zur Bundestagswahl Hunderttausende liberale Wähler. Sie blieben wohl ebenso zu Hause wie immer noch viele christ- und sozialdemokratische Stammwähler. Hannelore Kraft jedenfalls, wohl eher als Rüttgers die nächste Regierungschefin, stützt ihren Machtanspruch auf ein historisch schwaches SPD-Wahlergebnis in NRW. Kein Wunder, dass die SPD sich gestern mehr über die Niederlage der CDU freute als über ihr Ergebnis. Frau Kraft wächst aus ihrem Wahlsiegchen nun eine besondere Verantwortung zu. Ein bedeutendes Industrieland wie NRW darf nicht mit wackeligen Mehrheiten regiert werden. Es braucht gerade in Zeiten der Krise eine stabile Regierung. Das kann nach Lage der Dinge nur eine große Koalition sein.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Rheinische Post
Weitere Storys: Rheinische Post
  • 09.05.2010 – 20:45

    Rheinische Post: Zerstörtes Saisonfinale

    Düsseldorf (ots) - Kommentar von Martin Beils Zwei Wochen nach dem Gipfeltreffen "Fußball und Gewalt" im Bundesinnenministerium verhöhnen die furchtbaren Bilder aus Düsseldorf, Bochum und Bremen die wohlmeinenden Beschlüsse. Ligapräsident Reinhard Rauball stellte am 23. April einen Zehn-Punkte-Plan vor: Er reichte von der Intensivierung präventiver Maßnahmen und der Verbesserung der Kommunikation über ...

  • 09.05.2010 – 20:42

    Rheinische Post: Schlag für den Euro Kommentar Von Antje Höning

    Düsseldorf (ots) - Es ist beunruhigend, wie Politik derzeit über den Euro spricht. Da ist von "Wolfsrudeln" die Rede, die Länder zerreißen, und von "weltweit organisierten Attacken". Doch diese Aufrüstung der Worte hilft der Währung wenig. Sie braucht kühle Köpfe und beherzte Taten. Von denen war auf dem Brüsseler Panik-Gipfel wenig zu sehen. Nur einen Tag, nachdem die EU Milliarden für Athen auf den Weg ...

  • 08.05.2010 – 00:00

    Rheinische Post: Bremer Medizinprofesser Bernd Mühlbauer soll neuer IQWiG-Chef werden

    Düsseldorf (ots) - Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bekommt zum 1. September einen neuen Chef: Favorit für den Posten ist der Bremer Medizinprofessor Bernd Mühlbauer, berichtet die "Rheinische Post" (Samstagausgabe). Nach Informationen der Zeitung müssen nur noch die Krankenkassen grünes Licht für die Personalie ...