Rheinische Post: Schneiders Mission
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Frank Vollmer:
Mit der Wahl ihres neuen Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) einen Generationswechsel rückgängig gemacht - Schneider, 63, ist elf Jahre älter als seine Vorgängerin Margot Käßmann. Dennoch gab es eine überwältigende Zustimmung zu Schneider. Das hat zwei Gründe: Erstens ist der rheinische Präses als Theologe und als ausgleichender Strippenzieher im besten Sinne anerkannt. Zweitens gab es unter den leitenden Geistlichen der Landeskirchen niemanden von Profil, der Schneiders Manko, sein Alter, durch Jugend hätte ausgleichen können. Das ändert nichts daran, dass Schneider die richtige Wahl war; für die EKD aber ist es kein gutes Zeichen. Der neue Ratsvorsitzende wird gleich mehrere Kunststücke zu vollbringen haben: EKD-intern Führungswillen zu zeigen, ohne dass die Protestanten das als Kommandoton ablehnen, ohne aber auch zu einem Grüßonkel zu werden, der nur Beschlüsse mitteilt. Und dann ist da die schwierige Aufgabe, entschlossen und inhaltlich klar das publizistische Vakuum auszufüllen, das Margot Käßmanns Rücktritt hinterlassen hat. Schneider muss beweisen, dass die evangelische Kirche die Kraft hat, die gesellschaftliche Debatte zu prägen.
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