Rheinische Post: Röttgens Risiko
Düsseldorf (ots)
von Michael Bröcker
Es ist eine politisch seltene Erfahrung, dass die größte Oppositionspartei eine Neuwahl scheut wie die Fledermaus das Licht. Ein rascher Urnengang ist nicht im Sinne des Vorsitzenden der NRW-CDU. Norbert Röttgen, der sich auf der Berliner Ministerbank so wohl fühlt und die Düsseldorfer Oppositionsbank so fürchtet, fehlt schlicht Zeit. Eine Wechselstimmung ist an Rhein und Ruhr nicht auszumachen. Die rot-grünen Vorzeigedamen Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann kommen mit ihrer unaufgeregten Art gut an. Und die CDU muss erst Geld und Truppen sammeln, um einen harten Wahlkampf auf die Beine zu stellen. Doch spätestens am Tag des Münsteraner Urteils gegen die rot-grüne Schuldenpolitik muss Röttgen seine Zögerlichkeit ablegen und auf Offensive schalten. Die generationenfeindliche Politik von Rot-Grün ist ein erstklassiges Wahlkampfthema. Immer mehr Bürger bevorzugen ausgeglichene Etats statt sozialpolitische Ausgabeprogramme. Solide Finanzen sind ein Kernthema nicht nur für Bürgerliche. Sollte es für die CDU trotzdem nicht reichen, muss Röttgen sich aus Düsseldorf eine zweite Chance erarbeiten. NRW sei ein Herzensanliegen, hat Röttgen mal gesagt. Dann kann er es beweisen.
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