Rheinische Post: Aschermittwoch ohne Guttenberg
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Gregor Mayntz:
Es ist gerade einmal zwei Monate her, dass sich Horst Seehofer und Karl-Theodor zu Guttenberg im Eingang zur Klausur in Wildbad Kreuth begegneten und gegenseitig anfrotzelten: "Aha, der eine kommt, der andere geht", sagte Seehofer. Und Guttenberg erwiderte geistesgegenwärtig: "Prophet!" Die Geschichte hat sich schneller und anders bestätigt, als es sich CSU und Öffentlichkeit seinerzeit vorstellen konnten. Guttenberg ist gegangen, und auf Seehofer kommt es jetzt an. Somit stand der CSU-Chef gestern vor einer besonderen Herausforderung: Er musste die Wut vieler Guttenberg-Anhänger in neuen Mut für eine CSU ohne Guttenberg verwandeln. Er hat dies klug gelöst, indem er gleich zwei Botschaften für das Bauchgefühl der Basis präsentierte. Zum einen verstärkte er alle Hoffnungen, dass Guttenberg schon bald als Zugpferd der CSU zurückkommen werde. Und zum anderen gab er der CSU mit der angekündigten Verfassungsänderung zur deutschen Leitkultur ein Projekt an die Hand, an dem sie sich festhalten, mit dem sie vielleicht die Massen ansprechen kann. Dennoch wird Seehofer mit konkreten Angeboten nachlegen müssen. Zumal der Aschermittwochs-Kater womöglich noch aussteht: wenn Guttenbergs Image auch bei seinen Fans Schaden nimmt. Und aus der ersehnten schnellen Rückkehr nichts wird.
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