Rheinische Post: Kommentar: Die Benzin-Versager
Düsseldorf (ots)
Die aktuelle Diskussion über Benzinmangel in Deutschland schließt nahtlos an das Chaos um E 10 vor einigen Wochen an. Wieder gibt es ein Schwarzer-Peter-Spiel, und wieder müssen sich sowohl die Politik als auch die Mineralöl-Industrie den Vorwurf des Versagens gefallen lassen. Natürlich hat Verkehrsminister Ramsauer recht, wenn er darauf verweist, dass jeder gute Kaufmann genug Ware im Lager hat. Weder die Reisefreudigkeit der Deutschen zu Ostern noch das Fahrverbot für Lkw an diesen Tagen hat die Mineralölwirtschaft aus dem Hinterhalt erwischt. Von daher hatten die Konzerne genug Zeit, ihre Lagerbestände umzurüsten. Den Multis die Schuld allein in die Schuhe zu schieben, wäre allerdings falsch. Sie müssen in E 10 einen Kraftstoff vorhalten, den die Regierung vorgeschrieben hat, den die Kunden aber nicht wollen. Das ist und bleibt Politik, die am Verbraucher vorbeigeht. Da liegt der Verdacht nahe, dass die Warnung der Mineralölwirtschaft vor möglichen Engpässen bei der Spritversorgung am Ende nichts anderes war als ein taktisches Spielchen - nämlich der Versuch, die Politik in Sachen E 10 noch einmal zum Umdenken zu zwingen. Tempolimits und sparsamere Autos wären ohnehin die einfachere Lösung.
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