Rheinische Post: Gespenst Gaddafi
Düsseldorf (ots)
Droht um die nach Algerien geflüchtete Gaddafi-Familie ein neuer Konflikt? Der Rebellenrat schäumt vor Wut; Algier hat die Grenze zu Libyen geschlossen. Das Verhältnis der Nachbarn, die eine lange Geschichte verbindet, war bereits vorher stark angespannt: Algerien steht als einer der letzten Staaten offiziell noch hinter Gaddafi. Doch auch die Algerier wissen, dass er verloren hat - das beweist nicht zuletzt die Flucht der Familie. So wird auch Algier letztlich die Realität anerkennen und Kontakte zu den Rebellen suchen müssen. Denn jedes weitere Chaos in Libyen birgt die Gefahr, dass der instabile Nachbar am Ende mit im Revolutionsstrudel versinkt. Es ist deshalb jetzt erst recht wichtig, dass der Diktator selbst als Symbolfigur des alten Regimes endlich aufgespürt wird. Solange er mit gespenstischen Radiobotschaften weiter zum Widerstand aufrufen kann, werden nicht alle Stämme und Truppen von ihm abfallen. Das lässt neue Blutbäder befürchten. Einige Beobachter interpretieren die Flucht der Familie als Hinweis, dass Gaddafi die "letzte Schlacht" sucht, in der er als Märtyrer fallen will. Eine derartig schreckliche Selbstinszenierung auf Kosten vieler anderer Menschen würde nicht verwundern. Hoffentlich hat Gaddafi dazu keine Chance mehr.
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