Rheinische Post: Israel isoliert sich
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Die Tinte unter dem neuen Verhandlungsfahrplan für Nahost ist noch nicht trocken, da verkündet Israel den Bau neuer Wohnungen in Ost-Jerusalem. Aus innenpolitischer Sicht mag dieser Schritt für Regierungschef Netanjahu Sinn machen, der von Teilen seiner Koalition dazu gedrängt wurde, Härte zu zeigen, nachdem die Palästinenser bei der Uno die Anerkennung eines eigenen Staates beantragt haben. Aber von den Palästinensern wird der Siedlungsbau als bewusste Provokation verstanden werden. Als Indiz, wenn nicht als Beweis dafür, dass es Israel in Wirklichkeit gar nicht ernst meint mit den Friedensverhandlungen, an deren Ende zwei Staaten stehen sollen. Palästinenser-Präsident Abbas wird sich im Nachhinein gerechtfertigt fühlen für seinen Vorstoß bei der Uno. Netanjahu fühlt sich sicher, er spielt auf Zeit. Eine neue Intifada muss er im Augenblick nicht fürchten; die Palästinenser wollen ihre Chancen bei der Uno nicht durch Gewalt schmälern. Im US-Kongress will derzeit eine satte Mehrheit auf Biegen und Brechen zu Israel halten. Obama ist diskreditiert und Europa so hilflos wie immer. Aber der Rückhalt für Israel bröckelt unaufhaltsam. Netanjahu ist gerade dabei, die letzten Freunde zu verprellen. Armes Israel.
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