Rheinische Post: Athen - nicht reif für den Euro; Leitartikel von Antje Höning
Düsseldorf (ots)
Die jüngste Nachricht aus Athen macht zornig: Eine mit Hunderten Millionen Euro gestützte griechische Bank hat Hunderte Millionen Euro veruntreut. Europas Steuerzahler, allen voran die deutschen, helfen einer krimineller Bank. Doch wieso sollten einige Bank-Manager eines Landes weniger kriminell sein als einige seiner früheren Spitzenpolitiker, die ihre europäischen Partner jahrelang mit falschen Statistiken betrogen haben? Und wieso sollte das rechtzeitig der Bankenaufsicht eines Landes auffallen, das eine neu eingeführte Grundsteuer über die Stromrechnung eintreiben muss, weil es keine funktionierende Finanzverwaltung hat? Kurzum: Der Skandal um die griechische Privatbank Proton zeigt einmal mehr, dass das Land weder ökonomisch noch administrativ reif für die Währungsunion ist. Doch diese Erkenntnis hilft jetzt nichts mehr. Jetzt muss Athen gerettet werde. Gestern sagten die europäischen Banken erfreulicherweise den Verzicht auf die Hälfte ihrer Forderungen zu. Dieser Schuldenschnitt ist notwendig, damit Hellas wieder auf die Beine kommt. Hinreichend ist er nicht. Dazu muss das Land auch seine Sparauflagen erfüllen. Das scheinen Zehntausende Griechen, die gestern auf die Straße gingen, noch nicht realisiert zu haben. Der Hoffnungsträger Papademos, der heute seinen Haushalt einbringt, hat einen schweren Stand.
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