Rheinische Post: Später Lohn-Ruf = Von Birgit Marschall
Düsseldorf (ots)
Nach Jahren übertriebener Lohnzurückhaltung rufen die Gewerkschaften nun sehr laut nach endlich spürbaren Tariferhöhungen. Die politische Gelegenheit für sie ist günstig - der Beschäftigungsstand auf Rekordniveau, die Parteien bereits im Vor-Wahlkampf für 2013. Ein größerer Schluck aus der Pulle in diesem Jahr ist aus Sicht der meisten Arbeitnehmer und ihrer Vertreter vor allem aus Gründen der Gerechtigkeit das Gebot der Stunde. Wenn die Gewerkschaften Lohnerhöhungen von 6,5 Prozent fordern, kommen am Ende Tarifabschlüsse zwischen drei und vier Prozent heraus, lehrt die Erfahrung. Ökonomisch gesehen passen derart hohe Abschlüsse aber leider nicht in die Landschaft: Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich merklich und noch ist auch das Schreckensszenario einer Rezession nicht gebannt. Hohe Lohnsteigerungen hätten die Gewerkschaften besser in den Boomjahren 2010 oder 2011 durchgesetzt. Vor allem für die Kommunen wäre ein Tarifabschluss im öffentlichen Dienst von drei Prozent oder mehr fatal. Viele Städte und Gemeinden sind ohnehin schon heillos überschuldet. Deutlich höhere Gehälter könnten sie nur mit Investitions- und Stellenkürzungen kompensieren.
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