Rheinische Post: Woelkis Aufgaben
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Reinhold Michels:
Der Papst erhob mit all der in Jahrhunderten eingeübten Begabung seiner Kirche für Feierlichkeit und ästhetische Finesse 22 Geistliche in den Kardinalsstand. Wer das miterlebt, wer die Internationalität der zweitausend Jahre alten Institution und das fromme Anteilnehmen von Menschen aus der ganzen Welt rund um Sankt Peter erspürt, bekommt vielleicht einen römisch verengten Blick, versteht noch weniger den oft verdrucksten Problem-Katholizismus deutscher Provenienz. Das hoch Zeremonielle in Papstweiß, Kardinalsrot, Bischofsviolett legt sich dennoch wie ein Prunkgewand über den ermatteten Körper der Kirche in Mitteleuropa. Niemand weiß das so gut wie Benedikt XVI. Seine Skepsis angesichts einer Verdunstung des Religiösen auf dem Alten Kontinent ist bekannt. Der neue deutsche Kardinal Woelki, der im Missionsgebiet Berlin Erzbischof ist, brachte es auf die richtige Formel: Man müsse das Evangelium wieder neu aussäen. Woelki, ein nachwachsender Rohstoff der Kirche in Deutschland, gehört zur jüngeren Garde von Geistlichen, auf die der Papst baut und auf die die Gläubigen zählen dürfen. Er verkörpert Glaubensfestigkeit mit Nachdenklichkeit und Frische, derer die Kirche dringend bedarf.
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