Rheinische Post: Griechen-Dilemma
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Birgit Marschall:
Die Griechen bringen in Scharen ihr Erspartes in Sicherheit - ein eindeutigeres Signal dafür, dass auch sie am Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone zweifeln, kann es nicht geben. In Griechenland selbst schwindet also der Glaube daran, dass bei der Neuwahl am 17. Juni pro-europäische Parteien die Mehrheit erringen und eine tragfähige Regierung bilden könnten. Aus der Wahl als Sieger hervorgehen dürfte der politische Senkrechtstarter Alexis Tsipras, dessen radikales Linksbündnis Sparauflagen ablehnt und trotzdem im Euro bleiben will. Europa darf sich von Tsipras oder anderen nicht erpressen lassen. Andernfalls würde es gegenüber anderen hilfesuchenden Ländern unglaubwürdig, vor allem aber gegenüber den internationalen Investoren, die das Vertrauen in den Euro nicht verlieren dürfen. Griechenland muss sich also verpflichten weiter zu sparen und Reformen am Arbeitsmarkt umzusetzen, um wettbewerbsfähiger zu werden. Den Europäern ist nicht weiter zuzumuten, dass sie ihr Erspartes in ein Fass ohne Boden investieren. Die Chancen für einen Ausweg aus diesem Dilemma stehen schlecht. Nur wenn die neue griechische Regierung einlenkte, könnte die EU Athen im Gegenzug einen langsameren Defizitabbau erlauben.
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