Rheinische Post: Warten auf die Troika
Düsseldorf (ots)
Bundeskanzlerin Angela Merkel wird in wenigen Wochen die wichtigste Entscheidung ihrer siebenjährigen Amtszeit treffen (müssen). Wie Deutschland als Hauptgarant der Finanzhilfen die Reformen in Athen bewertet, entscheidet über die Zukunft des Landes und über die Zukunft des Euro. Mehr Zeit (und Geld) für Athen, oder der erzwungene Austritt aus dem Euro? Ob die Finanzmärkte einen Abgang Griechenlands aus dem Währungsverbund als Stärkung des Euro interpretieren und die Krise so entschärft wäre, oder der "Grexit" als Anfang vom Ende der Währungszone gewertet wird, weiß keiner vorherzusagen. Spieltheoretiker würden Merkels Votum als "Entscheidung unter Unwissenheit" bezeichnen. Ein politisches Vabanquespiel. Die Kanzlerin hat sich als Entscheidungshilfe die Experten der Troika ausgesucht, eine Art europäisches Betriebsprüferteam mit Beamtenstatus. Eine riskante Strategie. Der politische Druck für die Mitglieder ist immens, eine ehrliche und schonungslose Analyse aber unabdingbar. Selbst Laien erkennen, dass Athen bei den Privatisierungen viel verspricht und wenig hält. Oder die Steuerhinterziehung: Wenn Samaras von stolzen Griechen berichtet, fragt man sich schon, wo der Stolz Tausender Griechen geblieben ist, die keine Steuern zahlen. Sicher, Griechenland sollte im Euro bleiben. Aber zu welchem Preis?
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