Rheinische Post: Der verlassene Bundesbank-Chef
Düsseldorf (ots)
Kommentar von Antje Höning
Deutschland hatte mit Ludwig Erhard und Karl Schiller starke Wirtschaftsminister, die auch in Krisenzeiten Orientierung gaben. Jetzt hat Deutschland Philipp Rösler. Und der wird in der Euro-Krise zum Problem. Erst plauderte Rösler, ein Austritt Griechenlands habe für ihn den Schrecken verloren - ignorierend, dass der Domino-Effekt die Währungsunion zerreißen könnte. Nun stellt er sich im Kampf der Deutschen Bundesbank gegen die Europäische Zentralbank auf die Seite der EZB. Diese, so lobt Rösler, beschränke sich auf die Sicherung der Geldwertstabilität. Nein, genau das tut die EZB nicht mehr, wenn sie nächste Woche den Kauf von Anleihen aus Krisenstaaten startet. Dann würde sie zur Linderung der Schuldenkrise die Notenpresse anwerfen, was verboten wie inflationstreibend ist. Der Wirtschaftsminister lässt die Bundesbank im Stich. Deren Präsident Jens Weidmann muss nun allein weiterstreiten. Anders als sein Vorgänger Axel Weber, der sich beim Kampf gegen Staatsanleihen-Käufe in den Rücktritt flüchtete, dürfte Weidmann aber Rückgrat zeigen - allen von interessierter Seite gestreuten Rücktritts-Gerüchten zum Trotz. Weidmann weiß als früherer Berater der Kanzlerin, wie Politik funktioniert. Er wird den Staatsanleihen-Kauf wohl nicht aufhalten können, aber er dürfte scharfe Auflagen durchsetzen. Trotz Rösler.
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