Rheinische Post: Geadelte Forschung
Düsseldorf (ots)
Selten hatte ein naturwissenschaftlicher Nobelpreis eine so große politische Bedeutung wie die diesjährige Auszeichnung für die Grundlagen des Klonens und die Stammzellforschung. Beide Forschungsgebiete berühren eine zentrale Frage der Wissenschaft: nämlich die, ob alles erlaubt ist, was auch technisch möglich ist. Darf der Mensch die reguläre Fortpflanzung außer Kraft setzen und statt dessen Tiere klonen und womöglich sogar sich selbst? Darf er für das hohe Ziel der Heilung von Krankheiten befruchtete Eizellen zerstören? Zahlreiche Länder der Welt haben deshalb per Gesetz Klonen und Stammzellforschung eingeschränkt. Das Komitee in Stockholm hat in seiner Preisbegründung mit keinem Wort diese seit Jahren laufende ethische Diskussion erwähnt, wohl aber lange gezaudert, diese moderne Forschung auszuzeichnen und ihr damit den Ritterschlag zu erteilen. Das ist nun geschehen. Die beiden Laureaten und Tausende anderer Forscher weltweit wissen um ihre Verantwortung. Die Parlamente haben nach langer Debatte die Grenzen für die umstrittene Forschung definiert. In diesen Rahmenbedingungen wird die Stammzellforschung zur Schlüsseldisziplin für die Entwicklung neuer Therapieformen heranwachsen.
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