Rheinische Post: New York im Dunkeln = Von Martin Bewerunge
Düsseldorf (ots)
Es sind nicht immer die Bilder verheerender Zerstörung, die uns ergreifen. Manchmal genügt ein Detail: New York, das stets mehr war als eine Metropole, New York, die Hauptstadt der Welt, in der das Leben 24 Stunden pulsiert, New York, dessen mächtige Skyline sonst glitzert und strahlt und funkelt - im Dunkeln. Dieses Bild wirkt gespenstischer, unwirklicher, apokalyptischer als Wüsten aus Wasser und Trümmern. Ausgerechnet in New York, der Stadt der kühnen Wolkenkratzer, in der es selbstbewusst heißt, "the sky is the limit", zeigen Naturgewalten Grenzen auf. Kein Strom mehr, keine U-Bahn, sogar die Börse ist dicht. Wirbelsturm "Sandy" hat das öffentliche Leben lahmgelegt. New York - in diesen Tagen ist es Inbegriff von Stolz und Verletzlichkeit der Zivilisation. Doch auch das führt "Sandy" uns vor Augen: Menschen sind den zerstörerischen Kräften der Natur nicht schutzlos ausgeliefert. Der Sturm kam mit Ansage, die Ostküste der USA konnte sich wappnen, Schlimmeres hunderttausendfach verhindert werden. New York hat heftigere Katastrophen überstanden, und die größte davon liegt noch nicht lange zurück. Sie war die furchtbarste von allen und deshalb so entsetzlich, weil sie menschengemacht war. Es ist wahr: An das, was Menschen anzurichten vermögen, reichen Naturgewalten kaum heran.
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