Rheinische Post: Wulff und die Anklage, die hoffentlich verpufft = Von Reinhold Michels
Düsseldorf (ots)
Sollte das Landgericht Hannover das Hauptverfahren gegen Christian Wulff wirklich eröffnen - was so sicher nicht ist - , säße es über einen Bundespräsidenten a.D. zu Gericht. Das ist ein verstörendes Novum für einen Staat, der seit 1949 mit seinen mal mehr, mal weniger beeindruckenden, aber stets persönlich untadeligen Oberhäuptern Glück hatte. Doch auch dies muss gesagt werden: Wohl dem Land, in dem Justitia vor Staatspersonen nicht kuscht und bei ihnen so wie bei Frau und Herr Jedermann das Strafrecht anwendet, wenn es geboten erscheint. Ob sich der nach wochenlangem Halali allmählich auf die Mitleidsebene gehievte Angeschuldigte - eine Variante teutonischer Lust am Übertreiben - wirklich mit gut 700 Euro hat bestechen lassen? Nun, das Ungeschickte, Läppische, Selbstbezogene kennzeichnete den Politiker Wulff eben auch. Selbst ein sonst braver Mann denkt oft wie der Herr vom Stamme Nimm - an sich selbst zuerst. Dennoch gäbe man viel darauf, wenn sich der "hinreichende Tatverdacht" einer an mangelndem Eifer nicht leidenden Staatsanwaltschaft im weiteren Verfahren in Luft auflöste. Man möchte sich nämlich nicht ausgerechnet für den ehemals ersten Mann im Staate schämen.
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