Rheinische Post: Kommentar: Ungarns riskanter Irrweg
Düsseldorf (ots)
Der Jüdische Weltkongress setzt ein starkes Zeichen. Die Vollversammlung trifft sich nicht wie üblich in Jerusalem, sondern in Budapest. Sie will den rund 100 000 Juden in Ungarn den Rücken stärken. Sie setzt damit ihr dem Talmud entnommenes Motto ("Jeder Jude ist für den anderen verantwortlich.") in die Tat um. Denn in Ungarn wird Antisemitismus allmählich gesellschaftsfähig. Bereits im Vorfeld der Tagung hat Kongress-Präsident Ronald S. Lauder dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban die Leviten gelesen. Der Chef der Nationalkonservativen sei persönlich kein Antisemit, aber er lasse die "Judenfeinde" im Parlament und sogar die in seiner eigenen Partei gewähren. Eine rassistische Partei bildet die drittstärkste Fraktion im ungarischen Parlament. Lauder sieht das Land zu recht auf einem gefährlichen Irrweg. Seine Zwei-Drittel-Mehrheit hat Orban abheben lassen. Unbeeindruckt von EU-Protesten beschneidet er demokratische Rechte und versucht, seine Macht zementieren. Offenbar glaubt er, dass diesem Zweck rassistische Auswüchse dienlich sind.
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